VON THORSTEN KLINKNER
Seit 2004 besteht die bofrost*Familienstiftung, die den Handelsgiganten Bofrost in Straelen am Niederrhein führt. Unternehmensgründer Josef Boquoi hat den Geist der Familienstiftung früh erkannt und für sich und die Zukunft von Bofrost gezielt und strategisch umgesetzt: Er kombiniert damit den Erhalt des Unternehmens unter Führung eines Fremdmanagements und die Versorgung der Familie.
Die Firma Bofrost ist eine deutsche Erfolgsgeschichte. Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen mit Sitz in Straelen am Niederrhein europaweit die Nummer 1 im Direktvertrieb von Eis- und Tiefkühlspezialitäten. Gegründet 1966 von Josef Boquoi, beschäftigt Bofrost in Europa 10.735 Mitarbeiter in 243 Filialen und machte im Wirtschaftsjahr 2016/2017 einen Umsatz von fast 1,3 Milliarden Euro. Damit gehören Bofrost und Josef Boquoi zu den Handelsgiganten in Deutschland – und der Gründer hat es anderen „Riesen“ wie der Familie Albrecht oder auch der Familie Fielmann gleichgetan und eine Familienstiftung errichtet, die das Unternehmen führt. Diese besteht seit 2004 mit dem Zweck, das Unternehmen in Zukunft vor einer Zerschlagung zu bewahren, wie es seinerzeit in Presseberichten hieß. Bis 2013 führte Josef Boquoi die bofrost*Familienstiftung selbst, heute vertreten Sohn Jean Michael und Tochter Petra im Stiftungsrat die Interessen der Familie. Ihnen zur Seite stehen drei externe Mitglieder, darunter der frühere NRW-Finanzminister Helmut Linssen.
Bofrost versteht sich selbst als Familienunternehmen, und zum Erhalt dieses Prinzips wurde die Familienstiftung gegründet. „Bofrost ist seit mehr als 50 Jahren ein Familienunternehmen, und durch die Konzentration aller Gesellschaftsanteile in der Familienstiftung ist sichergestellt, dass dies auch in Zukunft so bleibt“, zitiert die Tageszeitung „Rheinische Post“ Edoardo Roncadin, der seit 2015 der Chef des mächtigen Beirats ist, der die Landesgesellschaften führt.
Damit hat Josef Boquoi den Geist der Familienstiftung früh erkannt und für sich und die Zukunft seines Unternehmens, das er als Eis-Lieferant für Bauern am Niederrhein begonnen hat, gezielt und strategisch umgesetzt. Mit gutem Grund: Die Familienstiftung zielt auf die Schaffung einer zukunftsorientierten Eigentümerstruktur ab und schützt einen eingebrachten Vermögenswert – in der Regel ein operativ tätige Unternehmen oder ein Beteiligungsportfolio – umfassend vor Verkauf und Zersplitterung, etwa im Zuge von Nachfolgestreitigkeiten. Kurzum bedeutet das: Ein Unternehmen, das von einer Familienstiftung geführt wird, wird auch immer dieser Stiftung gehören, da niemand über diesen eingebrachten Wert verfügen kann. Gesellschaftsrechtlich ist Bofrost sozusagen „auf ewig“ abgesichert, nicht einmal der kleinste Anteil der innenliegenden Gesellschaften kann gegen den Willen des Stifters verkauft oder anderweitig herausgelöst werden. Und das bei operativer Führung des Unternehmens durch ein Fremdmanagement, das aus Dr. Axel Drösser (Sprecher der Geschäftsführung), Stefan Strehle, Carsten Teschner und Dr. Dirk Zantow besteht. Auf diese Weise sind Eigentümerstruktur und professionelle Unternehmensführung immer gewährleistet.
Zugleich hat Josef Boquoi den Zweck seiner nichtgemeinnützigen, unternehmensverbundenen Stiftung eindeutig festgelegt, wie man im Stiftungsverzeichnis des Landes Nordrhein-Westfalen einsehen kann. Stiftungszweck der seit zehn Jahren von der Bezirksregierung Düsseldorf beaufsichtigten bofrost*Familienstiftung ist die „Unterstützung der eigenen Familie“. Will heißen: Der Gründer hat festgelegt, dass seine Familie von den Gewinnen der Stiftung aus der unternehmerischen Tätigkeit profitieren soll und damit finanziell abgesichert ist.
Welche Rolle die bofrost*Familienstiftung spielt, zeigt sich an einer aktuellen Auszeichnung. Die Stiftung Familienunternehmen hat die Stiftung und ihren Gründer Josef Boquoi mit einem Preis ausgezeichnet. Nach einer Auswertung der wichtigsten volkswirtschaftlichen Leistungsdaten durch die Stiftung Familienunternehmen gehört die bofrost*Stiftung zu den 100 bedeutendsten Familienunternehmen in Deutschland und Europa. „Zu Recht werden Familienunternehmern als stabiles Eigentum in geduldigen Händen beschrieben. Sie erweisen sich auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie der Eurokrise als Garant von Beschäftigung und wirtschaftlicher Prosperität“, sagt Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Brun-Hagen Hennerkes, Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Familienunternehmen. „Das gilt in besonderem Maße auch für Bofrost, das seit 50 Jahren eine Erfolgsgeschichte voller Stabilität und Kontinuität schreibt.“
Basis der Auszeichnung ist die Studie „Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Familienunternehmen“, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mannheim im Auftrag der Stiftung seit zehn Jahren mit regelmäßigen Aktualisierungen durchführt. „Mit der Auszeichnung sollen die volkswirtschaftliche Leistung der großen Familienunternehmen und deren Verdienste für unser Land gewürdigt werden – darunter auch Bofrost, erklärt Stefan Heidbreder, Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen. Bofrost erreicht nach dieser Studie Rang 88 der beschäftigungsstärksten Familienunternehmen in Deutschland und liegt beim Umsatz auf Platz 145 in Deutschland.
„Seit der Unternehmensgründung vor 50 Jahren ist Bofrost kontinuierlich gewachsen und hat auch international expandiert. Und trotzdem haben wir als Familienunternehmen dabei niemals unsere Wurzeln zum Niederrhein verloren. Dass wir dafür nun ausgezeichnet werden, ehrt mich ganz besonders“, fasst Josef Boquoi zusammen. Dies hat er mit der Familienstiftung fest zementiert.