Wöllner Unternehmensgruppe: Familienstiftung auch im Mittelstand attraktiv

VON THORSTEN KLINKNER

2009 gründete Dr. Eduard Karl Georg Wöllner die Dr. Eduard Wöllner Familienstiftung, die die Wöllner Unternehmensgruppe führt und für die Zukunft absichern soll. Der Ursprung des Unternehmens geht auf das Jahr 1896 zurück. Die Dr. Eduard Wöllner Familienstiftung ist ein gutes Beispiel für die Bedeutung der Stiftung als Instrument im Mittelstand mit 150 Mitarbeitern.    


Deutsche Familienunternehmen sind das Rückgrat der Wirtschaft. Gerade in Zeiten dynamischen Wandels geben sie Ruhe und Sicherheit und sind ein sicherer Anker im Mittelstand. Die Wöllner GmbH ist als Spezialist für Industriesilikate und Spezialchemikalien aus Ludwigshafen ein solcher Anker der deutschen Wirtschaft. Das Unternehmen wird in vierter Generation von der Familie des Gründers Eduard Wöllner geführt. Er gründete am 23. Juli 1896 mit den Wöllner-Werken in Ludwigshafen am Rhein ein Unternehmen, das neben Reinigungstextilien, Kristallsoda und Glaubersalz auch Wasserglas herstellt. Im Verlauf der nächsten 120 Jahre entwickelte sich das Familienunternehmen kontinuierlich und von der einstigen Chemie-Fabrik zu einem breit aufgestellten, international erfolgreichen Industrieunternehmen.

 

Heute produziert die Wöllner GmbH laut eigenen Angaben Silikate und Spezialchemikalien, die vor allem in der weiterverarbeitenden chemischen Industrie sowie in den Anwendungsbereichen Bauchemie, Farben, Putze und in der Papierindustrie zum Einsatz kommen. Neben dem Stammwerk in Ludwigshafen produziert das Unternehmen mit rund 150 Mitarbeitern seit 1993 auch in Bad Köstritz bei Gera in Thüringen. 2002 wurde das österreichische Tochterwerk in Gratwein-Straßengel gegründet.

 

Das Besondere an dem Unternehmen: Dr. Eduard Karl Georg Wöllner gründete 2009 die privatrechtliche Dr. Eduard Wöllner Familienstiftung, die die Wöllner Unternehmensgruppe verwaltet. Zweck der Familienstiftung sind laut eigenen Angaben die Verwaltung des Vermögens der Unternehmensgruppe Wöllner, die Sicherung des Bestands des Familienunternehmens, die koordinierte Weiterentwicklung der verschiedenen Mitgliedsunternehmen und die Stärkung der Unternehmensgruppe Wöllner für die Zukunft.

 

Damit verfolgt die Dr. Eduard Wöllner Familienstiftung ausschließlich strategisch-wirtschaftliche Ziele. In Zeiten des Wandels gibt das besondere Rechtsinstitut der Familienstiftung Ruhe, Sicherheit und Gelassenheit und übernimmt die rechtliche Stellung des unauflöslichen Gesellschafters. Sofern nicht explizit in der Stiftungssatzung erlaubt, kann das in der Dr. Eduard Wöllner Familienstiftung gebündelte, langjährig aufgebaute unternehmerische Vermögen nicht verkauft oder zersplittert werden. Das Vermögen wird vom Stiftungsvorstand so verwaltet, wie es die Stiftungssatzung vorsieht und es sich der Stifter dereinst für das Unternehmen vorgestellt hat.

 

Geführt wird die Stiftung von Dr. Barbara März als Vertreterin der Familie und direkter Nachfolgerin von Dr. Eduard Karl Georg Wöllner, dem Juristen und ehemaligen Finanzvorstand Franz C. Ditterich und Mitglied des Bundestages und Rechtsanwalt Dr. Stephan Harbarth. Sie stehen dafür, dass die Stiftungsgeschäfte im Sinne des Stifters Dr. Eduard Karl Georg Wöllner, aber auch im Sinne der Vorgaben der Stiftungsaufsicht geleitet werden.

Zugleich hat die Stiftung für das operative Geschäft ein Fremdmanagement bestellt und geht damit den Weg so mancher bedeutender deutschen Familienunternehmen. Gezielt wird die Gesellschafterebene vom Management getrennt, um auf beiden Seiten optimale, zukunftsfähige Strukturen zu gewährleisten. Während die Familienstiftung das Vermögen rechtlich vor Zersplitterung, Schädigung etc. schützt, organisiert ein fachlich herausragendes Fremdmanagement die laufenden Geschäfte und entwickelt das Unternehmen im Sinne des ordentlichen, weitsichtigen Kaufmannes weiter. Und zwar so, wie die Stiftungssatzung es in den Leitlinien für das Unternehmen vorgibt.

 

Der Stifter kann in der Satzung voll auf die weitere operative Führung einwirken und beispielsweise Zu- und Verkäufe erlauben oder untersagen, das Unternehmen zu sozialem Engagement verpflichten, eine Mindestbezahlung der Mitarbeiter und den Umgang mit ausländischen Lieferanten regeln, die jährlichen Mindestausgaben für Forschung und Entwicklung definieren und, und, und. Daran hat sich das Management, kontrolliert vom Stiftungsvorstand, dann im täglichen Handeln zu orientieren. Die Stiftungssatzung entspricht dem Willen des Gesellschafters – und ist festgelegt für alle Ewigkeit (außer die Satzung erlaubt gezielte Anpassungen im Sinne der Stiftung, wenn die äußeren und/oder inneren Umstände dazu Anlass geben).

 

Dr. Eduard Karl Georg Wöllner hat mit der Dr. Eduard Wöllner Familienstiftung dementsprechend eine Struktur für die Wöllner Unternehmensgruppe geschaffen, die Asset Protection und Asset Development gleichermaßen gewährleistet. Die Familienstiftung schließt Probleme auf der Gesellschafterebene (von Erbstreitigkeiten bis hin zur Ablehnung der Verantwortung als GmbH-Gesellschafter) umfassend aus und ermöglicht unter diesem Schutz eine freie, gezielte Entwicklung des Unternehmens. Die Struktur kann niemals durch den Ausfall eines Gesellschaftes geschädigt werden, da die Familienstiftung als „Alleingesellschafter“ niemals ausfallen kann.

 

Dr. Eduard Karl Georg Wöllner hat damit den Weg bestritten, den schon so mancher mittelständische und sehr große Familienunternehmer vor ihm gegangen ist: von Würth bis Fielmann, von Fiege bis Gauselmann. Und das Beispiel zeigt: Es muss kein „Konzern“ vorhanden sein, um eine Familienstiftung geschickt und strategisch einzusetzen. Der Willen des Unternehmers, die Möglichkeiten der Familienstiftung zu ergreifen, ebnen den Weg zur einer tragfähigen und zukunftsgerichteten Struktur, die die Interessen der Familie und das Unternehmen schützt. Die Familienstiftung wird damit auch in der Praxis mehr und mehr zu einem attraktiven Instrument für den Mittelstand.