Zeppelin-Stiftung: Luftfahrtpionier hat Grundstein gelegt

VON THORSTEN KLINKNER

Die Friedrichshafener Zeppelin-Stiftung wurde vor mehr als 100 Jahren gegründet. Heute ist die Zeppelin-Stiftung eine rechtlich unselbständige Gemeindestiftung und profitiert von den jährlichen Dividenden der ZF Friedrichshafen AG, der Luftschiffbau Zeppelin GmbH und der Zeppelin GmbH für vielfältige gemeinnützige Zwecke.    


Die Geschichte der Zeppelin-Stiftung geht schon auf das Jahr 1908 zurück. Damals gründete der Luftfahrtpionier Ferdinand Graf von Zeppelin, nach vielen Spenden aus Wirtschaft und Gesellschaft für seine Aktivitäten, die Stiftung, deren Errichtung am 16. April 1909 mit der staatlichen Anerkennung abgeschlossen war. Heute ist die Zeppelin-Stiftung mit Sitz in Friedrichshafen eine rechtlich unselbständige Gemeindestiftung. Das Stiftungsvermögen stellt somit ein städtisches Sondervermögen dar. Stiftungsträger ist die Stadt Friedrichshafen, die Stiftung hält 93,8 Prozent der Aktien der ZF Friedrichshafen AG und ist Eigentümerin der Luftschiffbau Zeppelin GmbH und der Zeppelin GmbH, zu denen zahlreiche weitere Tochtergesellschaften gehören. Das ist nicht unüblich, sind doch viele bedeutende deutsche Unternehmen stiftungsverbunden, beispielsweise Fresenius (über die Else Kröner-Fresenius-Stiftung), Bosch oder auch Zeiss.

 

Stiftungszweck war ursprünglich der Bau von Luftschiffen, die Förderung der Luftschifffahrt sowie die Beteiligung an Unternehmen, die den Bau oder den Verkauf von Luftfahrzeugen zum Gegenstand hatten. Ebenso wurde von Ferdinand Graf von Zeppelin festgelegt, dass, wenn der ursprüngliche Zweck des Baus von Luftschiffen nicht mehr erfüllt werden könne, das Stiftungsvermögen an die Stadt Friedrichshafen fallen solle und von dieser für wohltätige Zwecke zu verwenden sei. Dies ist seit mehr als 70 Jahren der Fall. Zum 1. März 1947 hob das zuständige württemberg-hohenzollerische Landesdirektorium die Zeppelinstiftung als juristische Person des privaten Rechts auf. Das Stiftungsvermögen fiel an die Stadt Friedrichshafen, die die Stiftung seither entsprechend den Vorgaben der ursprünglichen Stiftungsurkunde weiterführte.

 

Die Zeppelin-Stiftung ist eine unselbständige Stiftung, Träger der Zeppelin-Stiftung ist die Stadt Friedrichshafen. Die Stiftungsorganisation besteht laut Stiftungssatzung aus dem Oberbürgermeister, dem Gemeinderat und der Stiftungspflege. Aktueller Stiftungsvorstand ist der Friedrichshafener Oberbürgermeister Andreas Brand.

Die Stiftung profitiert von den jährlichen Dividenden der ZF Friedrichshafen AG, der Luftschiffbau Zeppelin GmbH und der Zeppelin GmbH und schüttet diese für die vielfältigen gemeinnützigen Zwecke getreu ihrem Leitsatz „Unsere Stiftung – Ganz nah am Menschen“ aus. Fokus liegt darauf, mehr Lebensqualität für die Menschen in Friedrichshafen zu schaffen. Die Mittel der Zeppelin-Stiftung dürfen ausschließlich für gemeinnützige oder mildtätige Zwecke verwendet werden. Die Satzung der Zeppelin-Stiftung legt fest, welche sozialen und kulturellen Projekte mit Stiftungsgeldern unterstützt werden können. Neben den Zuschüssen an viele soziale und kulturelle Einrichtungen innerhalb der Stadt betreibt die Zeppelin-Stiftung auch eigene Einrichtungen.

 

Ebenso fördert die Stiftung wissenschaftliche Zwecke. Die Zeppelin-Stiftung hat 2004 zum ersten Mal den Preis an die beste weibliche Absolventin der Dualen Hochschule (damals Berufsakademie) Ravensburg, Campus Friedrichshafen, vergeben. Der Anerkennungspreis wird für außerordentliche Leistungen im technischen Bereich vergeben. Benannt wurde er nach einer Frau, die ihr ganzes Leben der Luftfahrt verschrieben hatte und 1929 als erste Frau den Doktortitel für Luftfahrttechnik verliehen bekommen: Dr. Ilse Essers. Und seit dem Jahr 2005 vergibt die Einrichtung den Zeppelin-Stiftungspreis an Nachwuchswissenschaftler für hervorragende Studien- und Diplomarbeiten zum Thema „Leichter-als-Luft-Technologie“. Der Preis soll an den Stifter Graf Zeppelin erinnern, der in diesem Bereich ein Pionier und Visionär war.

 

Dabei bleibt der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb der einzelnen Gesellschaften aber völlig unberührt, die Unternehmen entwickeln sich völlig autark in ihren jeweiligen Geschäftsbereichen und werden von einem externen Management geführt; insgesamt sorgen fast 145.000 Mitarbeiter für knapp 37,5 Milliarden Euro Umsatz. Die ZF Friedrichshafen AG ist der weltweit zweitgrößte Automobilzulieferer und zählt zu den weltweit führenden Unternehmen auf dem Gebiet der Antriebs- und Fahrwerktechnik, die Zeppelin GmbH mit juristischem Sitz in Friedrichshafen und der Zentrale in Garching bei München ist die Holding eines international tätigen Handels-, Engineering- und Dienstleistungskonzerns, der Produkte in den Bereichen Vertrieb und Service von Baumaschinen, Vermietung, Antriebs- und Energiesysteme sowie Engineering und Anlagenbau anbietet.

 

Und durch die Eigentümerstruktur sind die Unternehmer für die Zukunft gesichert und können auf gesellschafts- beziehungsweise aktienrechtlicher Ebene nicht beschädigt werden. Es kann beispielsweise nicht zu einer feindlichen Übernahme kommen oder zur plötzlichen Platzierung eines größeren Paketes von Aktien oder GmbH-Anteilen am Markt. Der Stiftungszweck im Sinne Graf Zeppelins kann dementsprechend immer erfüllt werden.