VON NORBERT SCHULZE BORNELFELD
Deutsche Familienunternehmen und insbesondere Unternehmen mit einem Stiftungshintergrund sind seit Jahren sehr erfolgreich in ihren Märkten und kapitalseitig gut gerüstet. Ihre Produkte sind Weltklasse und die Welt beneidet uns für unseren starken inhabergeführten Mittelstand, der das Rückgrat unseres Erfolges
darstellt. Der Begriff „Hidden Champions“ ist Synonym für diesen Erfolg. Entsprechend stark stellen sich die Bilanzen vieler dieser Unternehmen dar. Die Firmentresore sind oft gut gefüllt, die strategischen Liquiditätspositionen versetzen die Firmen damit in eine sehr gute Ausgangslage für eventuell notwendig werdende Anpassungen in der Zukunft.
Unser Gastautor Norbert Schulze Bornefeld ist Geschäftsführer der EICHLER & MEHLERT Finanzdienstleistungen GmbH in Düsseldorf.
Selbstverständlich liegt der Fokus des Unternehmers in der permanenten Optimierung seines Kerngeschäfts. Produkte, Produktionsprozesse, Einkauf und Vertrieb unterliegen einer fortlaufenden Beobachtung. Die Liquiditätsreserve im „Firmentresor“ ist das Ergebnis dieser harten und erfolgreichen Arbeit, bedarf aber einer ebenso zeitgemäßen Struktur wie strategische Unternehmensabläufe.
Klassische und immer noch weit verbreitete Anlageformen wie Fest- und Termingeldkonten sind in Zeiten von Negativzinsen und einer wieder anziehenden Inflationsrate sicher keine adäquate Anlageform. Sie erfüllen zwar das Kriterium der jederzeitigen Verfügbarkeit und Sicherheit (zumindest im Bereich der jeweiligen Einlagensicherung), führen aber in der realen Betrachtung zu einem fortlaufenden Kapitalverzehr, der vielfach mit einem eher unguten Gefühl hingenommen wird.
Gibt es sinnvolle Alternativen?
Unter dem Primat des jederzeit möglichen Zugriffs auf die investierten Mittel bleiben nur börsennotierte
Anlagen in festverzinslichen Anleihen und Aktien. In der mittel- bis langfristigen Betrachtung lassen diese auch eine nachhaltig bessere Rendite erwarten. Doch die Investition in Wertpapiere wirft eine Reihe von
Fragestellungen auf: Wer trifft die Anlageentscheidungen in einem oft sehr schwankungsanfälligen Markt? Wie komplex gestaltet sich der administrative und buchhalterische Aufwand? Welche bilanziellen Implikationen sind zu beachten? Und nicht zuletzt: Welche Risiken birgt eine derartige Anlageform?
Bei der Beantwortung dieser Fragestellungen benötigt der Familienunternehmer aus unserer Erfahrung
fachliche Hilfestellung. Einer breiteren Risikostreuung und einem aktiven Management des Portfolios gemäß dem richtigen Ansatz „nicht alle Eier in einen Korb“ zu legen, stehen in der Praxis buchhalterische und bilanzielle Aspekte gegenüber. Ein breit aufgestelltes und aktiv verwaltetes Portfolio an Wertpapieranlagen löst immer auch eine Vielzahl von bilanzwirksamen Buchungen aus. Jede Zins- und Dividendenzahlung muss erfasst und ertragswirksam vereinnahmt werden, mögliche Kursverluste auf einzelne Wertpapiere zum
Bilanzstichtag unter Umständen bilanziell abgeschrieben und eventuell angefallene Quellensteuerbelastungen zurückgefordert werden. Eine professionelle Vermögensverwaltung kann einen wertvollen Beitrag in der sach- und zielgerichteten Strukturierung des Portfolios liefern und das wichtige Thema der Risikosteuerung der Anlagen übernehmen – die administrativen und bilanziellen Implikationen sind damit aber noch nicht adäquat adressiert.
Eine Vielzahl mittelständisch geprägter Unternehmen hat daher in den vergangenen Jahren ihren eigenen
Spezialfonds gegründet und damit eine Anlageform für sich nutzbar gemacht, die zuvor nur bei institutionellen Anlegern und großen kapitalmarktorientierten Firmen verbreitet war. Aus unserer praktischen Erfahrung wissen wir, dass ein individuell ausgestaltetes Spezialfondsinvestment insbesondere für die nach HGB bilanzierenden mittelständischen Unternehmen eine sehr effektive Anlagelösung bieten kann und erhebliche bilanzielle Vorteile mit sich bringt.
Doch was ist ein Spezialfonds überhaupt – und wo liegen die Vorteile? Und ab welchem Volumen rechnet sich ein eigener Fond?
Grundsätzlich unterliegt ein Spezialfonds den selben gesetzlichen Anlegerschutzvorschriften wie der
klassische Publikumsfonds. Dies gilt insbesondere in Bezug auf die Risikostreuung und Transparenzvorschriften für Investmentfonds. Im Gegensatz zum offenen Publikumsfonds ist ein Spezialfonds aber nicht öffentlich zugänglich, sondern wird für einen Anleger (z.B. eine Kapitalgesellschaft) oder eine Firmengruppe individuell aufgelegt. Damit legt der Investor die Rahmenbedingungen und die jeweilige Ausrichtung der Anlage nach seinen eigenen Bedürfnissen fest und kann diese flexibel an sich
verändernde Parameter anpassen, ohne die jeweiligen bilanziellen Implikationen im Blick haben zu müssen.
Mit einem Spezialfondsinvestment hat das Unternehmen nicht mehr eine Vielzahl von einzelnen Wertpapieren buchhalterisch und bilanziell zu erfassen, sondern hat nur noch den Spezialfonds zu bilanzieren. Das vereinfacht den administrativen Aufwand erheblich und eröffnet zusätzlichen bilanziellen Gestaltungsspielraum. Auch die Ertragsseite kann durch den Einsatz eines Spezialfonds im Rahmen der
investmentsteuerlichen Spielräume flexibel gestaltet werden.
Natürlich gibt es diesen erheblichen Effizienzgewinn nicht zum Nulltarif – Fondsgesellschaft, Depotbank und der Wirtschaftsprüfer wollen schließlich auch leben. Doch der Spezialfonds ist nicht mehr nur für Großunternehmen interessant. Je nach Ausgestaltung der individuellen Rahmenbedingungen lohnt sich ein entsprechendes Investment schon ab Anlagevolumina von etwa 20 Mio. EUR im Fonds.
Zusammenfassend konstatieren wir, dass es sehr lohnend ist, der zeitgemäßen Strukturierung der strategischen Liquiditätsposition im Unternehmen einen hohen Stellenwert einzuräumen. Es gibt sehr attraktive Optionen neben den klassischen Bankeinlagen.
Die Vorteile eines Spezialfonds auf einen Blick:
- Effizienz
- Risikostreuung
- Kostenvorteile
- Steuervorteile
- Sicherheit
- Individualität
- Transparenz
- Flexible
- Ertragssteuer / bilanzieller Gestaltungsspielraum
- Einfache Administration