VON THORSTEN KLINKNER
Knapp vier Milliarden D-Mark Umsatz und einen Gewinn von 172 Millionen D-Mark erwirtschaftete die von Heinz Nixdorf gegründete Nixdorf Computer AG in ihrer besten Zeit. 1990 wurde sie nach einer Krise verkauft, aber das Erbe des Gründers bleibt erhalten: Aus dem Nachlass des 1986 verstorbenen Unternehmers sind die Heinz Nixdorf Stiftung und die Stiftung Westfalen hervorgegangen.
Es ist eine der herausragenden deutschen Unternehmergeschichten, den Namen kennt (so gut wie) jeder. Heinz Nixdorf, Gründer und früherer Inhaber der Nixdorf AG, war einer der Computerpioniere in Deutschland und bekannt für seinen unternehmerischen Erfolg.
Und die Geschichte geht so: 1952 gründete der aus einfachen Verhältnissen stammende Heinz Nixdorf mit 27 Jahren als mittelloser Physikstudent (sein Vater war 1944 an der Ostfront gefallen) seine erste Computerfirma für den Bau einfacher Rechner unter dem Namen „Heinz Nixdorf Labor für Impulstechnik“ im Keller der Verwaltung des Energieunternehmens RWE. Dieses Labor für Impulstechnik war das Vorgängerunternehmen der Nixdorf Computer AG, das der Studienabbrecher 1968 in Paderborn gründete. Das Unternehmen gehörte zu den bedeutendsten und innovativsten Computerherstellern in Europa und erwirtschaftete als weltweit tätiger Elektronikkonzern knapp vier Milliarden D-Mark Umsatz und einem Gewinn von 172 Millionen D-Mark (mit weit mehr als 30.000 Mitarbeitern).
1986 stirbt Heinz Nixdorf in der Folge eines Herzinfarkts auf der Messe Cebit in Hannover. Das Unternehmen geriet in eine Nachfolgekrise. Markttrends, wie der Siegeszug der Personal Computer wurden verpasst, und ein rascher Preisverfall kennzeichnete den mittlerweile hart umkämpften Massenmarkt der sogenannten Mittleren Datentechnik. Das Ergebnis: Am 1. Oktober 1990 übernahm Siemens die Mehrheit der Nixdorf-Stammaktien und führte zunächst die Nixdorf Computer AG mit dem Bereich der Daten- und Informationstechnik der Siemens AG zur Siemens Nixdorf Informationssysteme AG (SNI) zusammen. Als Nachfolgegesellschaft ist heute nach zahlreichen Transaktionen die Diebold Nixdorf AG mit Hauptsitz in Paderborn als weltweit tätiger Anbieter von IT-Lösungen und Services für Retailbanken und Handelsunternehmen aktiv. Das börsennotierte Unternehmen gehört mehrheitlich zum US-amerikanischen Diebold Nixdorf-Konzern.
Dem Andenken an den Unternehmensgründer Heinz Nixdorf hat dies nicht geschadet. Vielmehr lebt sein Name unter anderem durch zwei Stiftungen weiter. Aus dem Nachlass des 1986 verstorbenen Unternehmers sind die Heinz Nixdorf Stiftung und die Stiftung Westfalen hervorgegangen. Warum? Heinz Nixdorf gilt als Vorbild eines sozialen Unternehmers. Ihm wurde 1983 die Ludwig Erhard-Medaille verliehen. Die Auszeichnung wird seit 1976 in losen Abständen an „Männer und Frauen verliehen, die sich durch beispielhafte Leistungen für das Gesamtwohl und den Bestand und die Fortentwicklung der Sozialen Marktwirtschaft und der sie tragenden Prinzipien besonders verdient gemacht haben“.
Zu den Stiftungen heißt es auf der Website: „Die Heinz Nixdorf Stiftung, München, und die Stiftung Westfalen, Paderborn, sind zwei unternehmensunabhängige, gemeinnützige Stiftungen bürgerlichen Rechts, die aus dem Nachlass des 1986 verstorbenen Unternehmers Heinz Nixdorf hervorgegangen sind. Das Vermögen der Stiftungen bestand ursprünglich aus von Heinz Nixdorf gehaltenen Stammaktien der Nixdorf Computer AG. Das derzeitige Stiftungsvermögen stammt aus der Veräußerung dieser Unternehmensbeteiligung. Die Heinz Nixdorf Stiftung und die Stiftung Westfalen gehören heute zu den großen privaten Stiftungen in Deutschland. Obwohl beide Stiftungen rechtlich selbständig sind, gehören sie wegen ihrer gemeinsamen Wurzeln, ihrer weitgehend deckungsgleichen Stiftungszwecke und der parallelen Verwaltung eng zusammen.“
Die Stiftungen fördern vielfältige Projekte aus den Bereichen Bildung und Unternehmertum. So wird beispielsweise seit 2007 an mehreren Standorten in Deutschland das Projekt Studienkompass durchgeführt. Die Heinz Nixdorf Stiftung fördert dieses in Kooperation mit der Stiftung der Deutschen Wirtschaft im Raum Paderborn. Das Projekt richtet sich an Schüler, in deren Familien keine akademische Erfahrung vorliegt. Auf diese Weise sollen mehr Schüler zur Aufnahme eines für sie passenden Studiums motiviert und ihnen ein erfolgreicher Start an der Universität ermöglicht werden. Die Schüler, die zwei Jahre vor dem Abitur stehen, werden beim Übergang von der Schule in die Hochschule betreut und bis zum Ende des ersten Studienjahres begleitet.
Oder die „Herausforderung Unternehmertum“: In der gemeinsamen Initiative leisten die Stiftung der Deutschen Wirtschaft und die Heinz Nixdorf Stiftung einen Beitrag zur Stärkung des unternehmerischen Denkens und Handelns in Deutschland. Junge Stipendiatinnen und Stipendiaten des Studienförderwerks Klaus Murmann der Stiftung der Deutschen Wirtschaft sind dabei die Hauptakteure. Mit dem Projekt erhalten die Teilnehmer die Chance, unternehmerische Qualifikationen zu erwerben und ihre Projekt- und Gründungsideen in die Tat umzusetzen. Mit Gründungs- und Projektideen können sich die Stipendiaten einmal im Jahr für die Teilnahme an „Herausforderung Unternehmertum“ bewerben. Das Spektrum reicht von gewinnorientierten Unternehmensgründungen über Vorhaben im Sinne eines „Social Entrepreneurship“ bis zu gemeinnützigen Projekten.
Die Heinz Nixdorf Stiftung und die Stiftung Westfalen zeigen, wie ein erfolgreicher Unternehmer auch nach seinem Tod Verantwortung durch sein Vermögen übernehmen kann. In der Stiftung ist das Substanzvermögen geschützt und nur die Erträge können für die Stiftungszwecke eingesetzt werden. Das Erbe eines Unternehmers bleibt damit grundsätzlich auf ewig erhalten und kann sich über die Jahre und Jahrzehnte hinweg abgesichert entfalten.