Antwort:
Auch wenn es „den richtigen Zeitpunkt“ zur Errichtung einer Stiftung nicht gibt, zeigt unsere Beratungspraxis regelmäßig, dass ein Stiftungsprojekt in einem frühen oder mittleren Lebensabschnitt die besten Erfolgsaussichten verspricht. Die Stiftung kann dann in einem dynamischen Prozess entwickelt werden.
Gerade bei Familienstiftungen stellt sich neben der Auswahl der Begünstigten und des richtigen Stiftungsvermögens, dessen steueroptimale Strukturierung und Übertragung mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann, auch die Frage, wer künftig welche Funktion in der Stiftung oder den stiftungsverbundenen Unternehmen übernehmen kann und möchte.
Diese familiären Weichenstellungen und die Heranführung der Beteiligten an ihre künftigen Aufgaben nehmen mitunter mehrere Jahre in Anspruch und können unter Zeitdruck kaum zur Zufriedenstellung aller Beteiligten gelingen.
Die Übertragung des Eigentums bedeutet langfristig eine Reduzierung der möglichen Erbmasse. Die Vorteile einer Familienstiftung (dosierte Zuwendungen, Verhinderung von familiären Streitigkeiten im Erbfall) kann die Familie nur gemeinsam erlernen, nachvollziehen und ein entsprechendes Konzept entwickeln, mit der Familienstiftung umzugehen. Agieren hier alle gemeinsam auf Augenhöhe, dient das nachhaltig dem Familienfrieden. Es ist konstruktiv, wenn sich alle Familienmitglieder individuell und gemeinschaftsorientiert einbringen. Auch auseinandergehende Meinungen und Ansichten können stets projektdienliche Impulse liefern. Voraussetzung ist selbstverständlich, dass die Kinder eine gewisse Reife erlangt haben, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen.
Wachsen Kinder bereits mit einer Familienstiftung als „zusätzlichem Familienmitglied“, das die Vermögenswerte über Generationen hält, auf, ist ein Anspruchsdenken auf Vermögenswerte von vornherein ausgeschlossen. Es ist dann Gewohnheit, dass die Stiftung ausschließlich im Rahmen der Satzungsmöglichkeiten unterstützt.
Auch im Hinblick auf den „Stifter-Frieden“ ist eine frühzeitige Stiftungserrichtung vorzugswürdig. Erfahrungsgemäß tun sich Stifter mit der Errichtung einer Familienstiftung – trotz aller objektiv damit einhergehenden Vorteile – im hohen Alter schwerer. Hintergrund ist, dass Stifter im hohen Alter bereits ihr gesamtes Erwerbsleben danach gestrebt haben, ein hohes Privatvermögen aufzubauen. Der Austausch dieses Privatvermögens durch die Nutzung dieses Vermögens als Stiftungsvermögens ist dann häufig eine sehr oder zu hohe Hürde für Stifter in sehr hohem Alter, da diese – objektiv ungerechtfertigt – dann um die Absicherung des eigenen Lebensabends bangen. Mit dem Gedanken, dass sie selbst in der Stiftung weiterentscheiden können wie bisher, dringen wir vor dem Hintergrund dieser Sorge manchmal nicht mehr durch. Ein junger Stifter hat den Vorteil, den Vermögensaufbau direkt in der Stiftungsstruktur entstehen zu sehen und sich daran frühzeitig zu gewöhnen.