Die maßgeschneiderte Gestaltung der Vermögensnachfolge komplexer Vermögen ist eine Herausforderung und ein Meilenstein zur generationenübergreifenden Bewahrung unternehmerischer Lebenswerke.
Am Beispiel des verstorbenen Unternehmers Heinz Hermann Thiele zeige ich Ihnen, wie wichtig es ist, sich rechtzeitig um die Gestaltung der Vermögensnachfolge zu kümmern.
Frühzeitige Vermögensplanung für aktives Unternehmertum und Gestaltungsfreiheit
Was können Sie aus der breit diskutierten Vermögensnachfolge des hochvermögenden Unternehmers Heinz Hermann Thiele lernen?
Die entscheidende Erkenntnis ist: Planen Sie Ihre Vermögensarchitektur frühzeitig! Eine unternehmensverbundene Familienstiftung ist eine effektive Option, die Sie maßgeschneidert als Dach für Ihr aktives Unternehmertum nutzen können. Sie schaffen damit eine klare und zukunftsorientierte Struktur und bleiben als Unternehmer aktiv, solange Sie das möchten. Unter dem Dach der Stiftung können Sie auch die Philosophie von Heinz Hermann Thiele leben:
„Ich bin Unternehmer und werde bis zum letzten Atemzug unternehmerisch tätig sein.“
(Zitat aus der FAZ vom 25.08.2004).
Eine sorgfältig gestaltete Stiftungs-Struktur stärkt Sie in diesem Unternehmertum.
Plötzlich und unerwartet
Thiele, Hauptaktionär der Knorr-Bremse AG und der Vossloh AG, hinterließ ein Milliardenvermögen. Ab 2015 arbeitete er an einem Testament, das den Schutz und die Fortführung seines Lebenswerks gewährleisten sollte. Schließlich entschied er sich, eine unternehmensverbundene Familienstiftung zu gründen, doch die Stiftung war zum Zeitpunkt seines Todes im Februar 2021 – kurz vor seinem 80. Geburtstag - noch nicht vollständig etabliert.
Wozu hat Heinz Hermann Thiele so lange gewartet?
Es ist möglich, dass Thiele die Gestaltungsmöglichkeiten einer unternehmensverbundenen Familienstiftung unterschätzt hat.
Stiftungen werden vielfach als rein passive Vermögensstrukturen diskutiert, die keinen Platz für unternehmerisches Handeln bieten. In diesem Kontext werden dann oft Begriffe wie „Einbahnstraße“ oder „Sackgasse“ genannt und von „bloßer Verwaltung“ gesprochen.
Das sind sämtlich Kategorien, die für einen aktiven Unternehmer, der lebenslang Möglichkeiten und Chancen sucht, eine Schreckensvorstellung sind.
Diese Vorstellung ist jedoch ein Missverständnis. Stiftungs-Strukturen lassen sich sehr gut mit aktivem Unternehmertum verbinden. Aktives Unternehmertum unter dem Dach der Stiftung ist in meiner Praxis der Konzeption unternehmensverbundener Stiftungs-Strukturen ein wesentliches Thema, auf das ich die Stiftungserrichtung regelmäßig frühzeitig ausrichte.
Denn das ist gerade einer der wesentlichen Aspekte, der die unternehmensverbundene Familienstiftung besonders attraktiv macht: die Möglichkeit, die aktive Unternehmensfortführung, den Vermögensschutz („wealth preservation“) und die Absicherung und Förderung der Familie miteinander bestmöglich in Einklang zu bringen.
Neben der Nutzung der Erträge, kann der Stifter bei einer deutschen Familienstiftung – in der Funktion als Vorstand der Stiftung – über das Stiftungsvermögen entscheiden und verfügen. Der Vorstand kann auf der Grundlage der Satzung insbesondere entscheiden, zusätzliche Vermögenswerte zu erwerben, Finanzierungen aufzunehmen, Vermögenswerte zu verkaufen, die Gewinne aus dem Verkauf für Zuwendungen der Stiftung oder Investitionen einzusetzen, Darlehen zu vergeben, Stiftungsvermögen als Sicherheit einzusetzen. Der Stifter kann in der Stiftungssatzung die volle Verfügungsmöglichkeit gestalten, oder in einzelnen Teilaspekten einschränken. In Summe bedeutet das die 100-prozentige Verfügungsmöglichkeit über das Vermögen in der Funktion als Stiftungsvorstand ohne privates Eigentum und die damit verbundenen rechtlichen Risiken.
Auf diese Weise kann der Stifter als Stiftungsvorstand und/oder als Geschäftsführer beziehungsweise Vorstand stiftungsverbundener Unternehmen weiterhin aktiv unternehmerisch gestaltend tätig sein. Dem Unternehmer wird an keiner Stelle die Kontrolle über die aktive Unternehmenstätigkeit entzogen.
Durch die frühzeitige Stiftungserrichtung hätte auch Thiele seine unternehmerische Tätigkeit fortsetzen und gleichzeitig eine erbschaftsteueroptimierte Struktur schaffen können, die sein Vermögen schützt und dessen langfristige Entwicklung sichert. Diese frühzeitige Integration hätte nicht nur Streitigkeiten über die Testamentsvollstreckung vermieden, sondern auch signifikante Kosten reduziert.
Lehren hieraus für aktive Unternehmer
Durch eine rechtzeitige Stiftungserrichtung hätte Thiele seine aktive Unternehmensführung fortsetzen und gleichzeitig eine erbschaftsteuerfreie Struktur etablieren können, die sowohl den Vermögensschutz als auch das Wachstum seines Unternehmens sichert.
Die verspätete Gründung führte zu einer geschätzten Erbschaftsteuerlast von bis zu fünf Milliarden Euro, der höchsten in der deutschen Geschichte und zudem zu einer sehr kostenintensiven Testamentsvollstreckung. Die Wirtschaftspresse berichtet über eine Vergütung von bis zu EUR 300 Millionen.
Vorerbe: Kombination von Stiftung und erbrechtlichen Instrumenten
Ein weiteres Detail in Thieles Nachfolgeplanung: Seine zweite Ehefrau, Nadia Thiele, erhielt ein umfangreiches Vorerbe, während die Nacherbschaft an die Stiftung ging. Wozu das?
Ein solches Vorerbe soll grundsätzlich unmittelbare familiäre Bedürfnisse decken und gleichzeitig das langfristige Ziel des Vermögensschutzes und der Erhaltung des Lebenswerks verfolgen. In vielen Fällen kann jedoch eine umfassende Regelung zur Absicherung und Förderung der Familie direkt in der Stiftungssatzung festgelegt werden. Dies bietet Ihnen eine klare, einfache und robuste Struktur, die sowohl den Schutz des Vermögens als auch die Flexibilität in der Nutzung sicherstellt.
Das Vorerbe an Nadia Thiele beträgt nach Presseberichten ca. EUR 1 Milliarde. Dennoch hat die Witwe hier mehrere medienwirksame Verfahren gegen den Testamentsvollstrecker und die Stiftungsaufsicht geführt. Parallel klagt der Sohn aus erster Ehe gegen die Wirksamkeit des von ihm unterschriebenen Pflichtteilsverzichts. Wie Sie derartige Erbstreitigkeiten bestmöglich vermeiden können, werde ich in meinem nächsten Stifterbrief erläutern.
Die unternehmensverbundene Familienstiftung als Dach für aktives Unternehmertum
Die Vermögensnachfolge von Heinz Hermann Thiele bietet vermögenden Privatpersonen und Unternehmern viele Erkenntnisse.
Die Gründung einer unternehmensverbundenen Stiftung kann für Sie eine effektive Möglichkeit sein, Vermögen zu schützen, Unternehmen in der Familie zu halten und steuerliche Vorteile zu nutzen – und dies eben immer verbunden mit der Philosophie des aktiven Unternehmertums. Dabei ist es entscheidend, diese Strukturen frühzeitig zu etablieren und flexibel zu gestalten, um sowohl aktives Unternehmertum als auch die Sicherung des Lebenswerks zu ermöglichen.
Durch die Errichtung zu Lebzeiten lassen sich die stifterischen und unternehmerischen Aktivitäten langfristig miteinander verzahnen, und der Stifter hat hinreichend Zeit, durch eigene Kraft und Kompetenz die Entwicklung des eingebrachten Vermögens voranzubringen und damit die Möglichkeiten der Stiftungs-Struktur umfassend zu nutzen.
Fazit und Angebot
Ich unterstütze Sie gerne bei der Errichtung von Strukturen für Ihr aktives Unternehmertum! Meine Beratungsboutique firmiert exakt aus diesem Grund seit 12 Jahren als "UnternehmerKompostionen“.