In Patchwork-Familien gibt es häufig Herausforderungen bei der Gestaltung fairer Prinzipien, insbesondere in Fragen der Erbfolge und Nachfolgeplanung. Hier bedarf es klarer Strukturen und Regeln, um die individuellen Bedürfnisse aller Familienmitglieder zu berücksichtigen.
Eine Patchwork-Familie bezeichnet eine familiäre Konstellation, in der mindestens ein Elternteil Kinder aus einer früheren Partnerschaft oder Ehe in eine neue Beziehung einbringt. Das familiäre Gefüge setzt sich daher aus biologischen Kindern, eventuell gemeinsamen Kindern der neuen Partnerschaft und Stiefkindern zusammen. Diese Familienform ist gekennzeichnet durch die Integration unterschiedlicher Herkunftsfamilien und erfordert eine besondere Abstimmung der sozialen Rollen und Beziehungen, da sowohl rechtliche als auch emotionale Verbindungen variieren.
Je nach Quelle geht man von 7 bis 13 Prozent Patchwork-Familien in Deutschland aus. Das passt zu einer anderen Zahl: Im Jahr 2023 wurden in Deutschland rund 129.000 Ehen geschieden. Das ist gleichbedeutend mit einer Scheidungsrate von Ehen in Deutschland von rund 35,7 Prozent.
Die Herausforderung: In Patchwork-Familien, die über unternehmerisches Vermögen verfügen, zeigt sich die Nachfolge als besonders komplex. Hier überschneiden sich Interessenlagen und rechtliche Strukturen aus verschiedenen Lebensbereichen, was die Handhabung erschwert und oft zu Spannungen führt.
Damit hat sich beispielsweise die renommierte Wirtschaftsprofessorin Nadine Kammerlander, die an der WHU das Institut für Familienunternehmen und Mittelstand leitet, beschäftigt und verdeutlicht im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin „Capital“, dass die Nachfolge in Patchwork-Unternehmerfamilien „deutlich schwieriger und komplexer“ als im klassischen Familienmodell ist (Quelle: https://www.capital.de/karriere/nachfolge-in-patchwork-unternehmerfamilien---es-gibt-viele-tabus--33103194.html).
Traditionelle Erbschaftsstrukturen stoßen Patchwork-Unternehmerfamilien an ihre Grenzen
Der Grund: „Es gibt mehr Beteiligte, Kinder aus verschiedenen Ehen wachsen teilweise ganz unterschiedlich auf. Die einen leben bei dem Elternteil, der das Unternehmen führt, fahren als Kinder mit dem Fahrrad über das Firmengelände und machen später ganz selbstverständlich ein Praktikum und arbeiten früh mit. Die anderen wohnen vielleicht weit weg beim geschiedenen Elternteil, mit ganz anderen Werten und haben es viel schwerer, einen Bezug zum Unternehmen zu entwickeln. Werden diese Kinder später alle gleich am Eigentum beteiligt und haben als Gesellschafter die gleichen Stimmrechte? Oder bekommen die einen mehr und die anderen weniger Anteile? Und wie wird das dann kompensiert?“
Das bedeutet: Es existieren zahlreiche Tabus, die Themen wie finanzielle Gleichbehandlung, Stimmrechte und familiäre Hierarchien betreffen. Traditionelle Erbschaftsstrukturen stoßen hier an ihre Grenzen, weshalb es umso wichtiger ist, die Logiken der unterschiedlichen Systeme – Unternehmen, Familie und Vermögen – präzise voneinander abzugrenzen. Im Fokus steht der vielfach erprobte Ansatz, Unternehmen nach Leistung und Können zu führen, unabhängig von der Familienzugehörigkeit. Der Fokus liegt darauf, Eigentum und Führung als unterschiedliche Kategorien zu behandeln.
Familienstiftung grenzt Eigentum und Führung des Unternehmens voneinander ab
Dies lässt sich mit der individuellen Errichtung einer unternehmensverbundenen Familienstiftung sehr gut erreichen, um in Patchwork-Situationen die verschiedenen Interessensphären und die Unternehmensführung zugleich zu stabilisieren. Die Stiftungsstruktur erlaubt es, Leistung und familiäre Zugehörigkeit im Unternehmen klar voneinander zu trennen, wodurch die Gefahr von Interessenskonflikten minimiert wird. So bleibt das Unternehmen unabhängig von individuellen Ansprüchen und folgt stattdessen klaren Leitlinien, die auf Kompetenz und Leistung basieren.
Die Stiftung dient also dabei als stabiles Dach, das für klare Rahmenbedingungen sorgt und Konflikte um persönliche Interessen reduziert, indem sie Eigentum und Führung des Unternehmens voneinander abgrenzt und somit die objektive Auswahl der Führungskräfte ermöglicht.
So kann ein Familienmitglied Aufgaben in der Geschäftsführung übernehmen, jedoch nicht allein aufgrund der verwandtschaftlichen Beziehung, sondern aufgrund seiner Kompetenz. Für die geleistete Arbeit wird eine marktübliche Vergütung gezahlt, die unabhängig von familiären Verhältnissen festgelegt wird. Familienmitglieder, die Aufgaben im Unternehmen übernehmen, tun dies nicht aufgrund ihres Status, sondern auf Grundlage ihres Könnens und ihrer Eignung. Sie werden dabei wie externe Führungskräfte fremdüblich vergütet, wodurch das Unternehmen ein hohes Maß an Professionalität und Nachhaltigkeit wahrt. Die Leitung wird somit unabhängig von emotionalen oder verwandtschaftlichen Verpflichtungen bestimmt, was in Patchwork-Familien von unschätzbarem Wert ist.
Individuell maßgeschneiderte Regelungen
Für die Unterstützung innerhalb der Familie bietet die Familienstiftung eine flexible und passgenaue Struktur. In solchen Konstellationen stehen der familiäre Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung im Vordergrund, wobei die Leistung im Unternehmen keine Rolle spielt. Die Stiftung erlaubt die Definition individueller Begünstigtenkreise und kann dabei den unterschiedlichen Bedürfnissen und Zeitpunkten innerhalb der Patchwork-Familie gerecht werden. Für jedes Familienmitglied können so maßgeschneiderte Regelungen zur Förderung und Unterstützung entwickelt werden. Stimmrechte innerhalb der Stiftung können ebenfalls unabhängig von den Unterstützungsleistungen geregelt werden, was eine präzise Abstimmung der Befugnisse erlaubt. Hierdurch lassen sich klare Verantwortlichkeiten schaffen, die den Interessen und Anforderungen jedes einzelnen Familienmitglieds gerecht werden.
Hinsichtlich der Verwaltung des Vermögens bietet die Familienstiftung professionelle Strukturen, die den langfristigen Schutz und die einheitliche Bewahrung der Vermögenssubstanz sicherstellen. Im System der Stiftung wird das Vermögen nach klaren und festen Regelungen verwaltet, unabhängig von familiären Bedürfnissen oder persönlichen Interessenlagen. Diese Regeln schützen das Vermögen vor kurzfristigen Eingriffen und stabilisieren die Kapitalbasis für die nachfolgenden Generationen. Eine zentralisierte und professionelle Vermögensverwaltung ermöglicht es der Stiftung, die finanzielle Grundlage des Unternehmens auch in Zeiten interner Veränderungen zu sichern und zu stärken.
Fazit: Stiftung mit zentraler Rolle in der nachhaltigen Nachfolgeplanung für Patchwork-Unternehmerfamilien
Die Flexibilität der Stiftungsstruktur erlaubt es, auf jeder Ebene maßgeschneiderte Regelungen zu treffen, die die individuellen Bedürfnisse und Herausforderungen einer Patchwork-Familie berücksichtigen. Sie bietet eine Vielfalt an Möglichkeiten zur Strukturierung von Eigentum, Führung und familiärer Unterstützung, die auf die unterschiedlichen Interessen und Ziele der beteiligten Personen abgestimmt werden können. So kann die Familienstiftung ein rechtliches und organisatorisches Umfeld schaffen, das sinnwidrige Erwachsenadoptionen vermeidet. In einem solchen Rahmen lassen sich für jedes Familienmitglied spezifische Förderungen und Unterstützungen definieren, ohne die Unternehmensführung oder die Integrität des Vermögens zu gefährden.
Zusammengefasst gilt: Die unternehmensverbundene Familienstiftung ermöglicht es, in komplexen Patchwork-Situationen Stabilität zu schaffen, indem sie das Unternehmen als wertbeständiges und zukunftsfähiges Erbe bewahrt und gleichzeitig den familiären Zusammenhalt fördert. Dies verleiht der Stiftung eine zentrale Rolle in der nachhaltigen Nachfolgeplanung für Patchwork-Unternehmerfamilien.
Ich bin seit mehr als zwölf Jahren Ihr Trusted Advisor für die Errichtung individueller Stiftungsstrategien, die wirklich zu Ihnen passen – in jeder Lebens- und Familiensituation.
Weitere Informationen:
Beiträge zur Familienstiftung in Liechtenstein finden Sie hier.
Unsere Artikel zur Schweiz können Sie hier nachlesen.
Sie interessieren sich für die Familienstiftung in Deutschland? Dann lesen Sie hier die Artikel zu diesem Thema.
Auf dieser Seite können Sie unseren Stifterbrief abonnieren.