
Eine geordnete und langfristige Regelung kann bekanntlich über Erfolg oder Zerfall eines Unternehmens entscheiden. Bert Flossbach und Kurt von Storch, die Gründer des größten bankenunabhängigen Vermögensverwalters Deutschlands, haben sich entschieden, ihre Mehrheitsanteile an Familienstiftungen zu übertragen. Dieser Schritt stellt sicher, dass das Unternehmen auch nach ihrem Ausscheiden unabhängig bleibt und langfristig stabil geführt wird.
Die Regelung der Nachfolge gehört zu den sensibelsten Herausforderungen für inhabergeführte Unternehmen. Die Frage, wie die Firmenwerte erhalten und das unternehmerische Erbe bewahrt werden
können, beschäftigt viele Unternehmer.
Ein bewährtes Modell, das zunehmend an Bedeutung gewinnt, ist die
Übertragung von Unternehmensanteilen an Familienstiftungen.
Ein aktuelles Beispiel liefert der bankenunabhängige Vermögensverwalter
Flossbach von Storch, dessen Gründer Bert Flossbach und Kurt von Storch jüngst ihre Anteile in Familienstiftungen eingebracht haben. Diese Entscheidung ist nicht nur Ausdruck strategischer
Weitsicht, sondern auch ein Zeichen für eine langfristige unternehmerische Verantwortung.
Doch wozu ist dieser Weg
sinnvoll? Welche Vorteile bietet eine Stiftungslösung – und welche Herausforderungen sind damit verbunden?
Der strategische Schritt von Flossbach und von Storch
Die beiden Unternehmer haben Flossbach von Storch seit Ende der 1990er-Jahre zur führenden unabhängigen Vermögensverwaltung Deutschlands aufgebaut. In den vergangenen Jahren standen sie zunehmend
vor der Frage, wie sie den Fortbestand ihres Unternehmens ohne externe Einflussnahme sichern können. Im Rahmen eines mehrjährigen Prozesses haben sie ein
Partnerschaftsmodell eingeführt, das Führungskräfte am unternehmerischen Erfolg beteiligt und langfristig bindet. Ergänzend dazu erfolgte nun die Übertragung von über 90 Prozent der
Unternehmensanteile aus den Händen von Bert Flossbach und Kurt von Storch jeweils in eine Familienstiftung.
In einem Interview mit dem „manager
magazin“ erläuterten sie ihre Beweggründe: „Wir haben die Firma gegründet – das war toll. Sie ist gewachsen über viele Jahre – auch gut. Jetzt ist unser größter Wunsch: Alles,
wofür wir stehen, soll uns beide langfristig überstehen“, sagt beispielsweise Kurt von Storch. Diese Maßnahme stellt sicher, dass die strategische Unabhängigkeit des Unternehmens gewahrt
bleibt und eine Zerschlagung oder ein Verkauf durch spätere Generationen verhindert wird.
Sicherung der Unabhängigkeit des Unternehmens
Neben der Stiftungslösung haben Flossbach und von Storch ihr Unternehmen von einer Aktiengesellschaft (AG) in eine Societas Europaea (SE) umgewandelt. Diese neue Struktur erlaubt ihnen weiterhin, aktiv am operativen Geschäft teilzunehmen, während sie gleichzeitig in einer stabilen Governance-Struktur arbeiten. Ebenfalls Kurt von Storch: „In einer AG können Sie entweder operativ arbeiten oder Sie können die Aufsicht führen. In einer SE können wir uns weiter ganz anders einbringen.“ Flossbach agiert als geschäftsführender Direktor und Verwaltungsrat, während von Storch als Vorsitzender des Verwaltungsrats fungiert. Diese Struktur ermöglicht es beiden, weiterhin wichtige strategische Entscheidungen zu treffen und die Unternehmenskultur zu bewahren.
Ein zentrales Ziel der Lösung über Familienstiftungen ist die Sicherung der Unabhängigkeit des Unternehmens. In der Vermögensverwaltungsbranche, in der viele Unternehmen von
Banken oder Investmentfonds aufgekauft werden, ist es essenziell, eine stabile Eigentümerstruktur zu haben. „In unserem Geschäft hängt viel an Personen, auch der Firmenwert. Mit einer
Stiftungskonstruktion im Rücken sieht nun alles viel unspektakulärer aus.“ (Kurt von Storch)
Besonders die Erbschaftsteuer-Problematik spielte eine Rolle bei der Entscheidung für die Stiftungslösung. Ohne diese Konstruktion könnten erhebliche Steuerlasten entstehen,
die nur durch einen Unternehmensverkauf gedeckt werden könnten: „Die Erbschaftsteuer ließe sich nur durch den Teilverkauf der Firma decken. Da geht es um Größenordnungen, die jede
Portokasse sprengen würden.“(Bert Flossbach) Durch die Stiftungslösung bleibt das Unternehmen auch zukünftig unter einheitlicher Kontrolle, ohne dass Kapitalmarktinteressen oder kurzfristige
Profitmaximierung dominieren.
Fazit: Die Familienstiftung als Garant für langfristige Unternehmenssicherung
Die Entscheidung von Flossbach und von Storch zeigt, wie Familienstiftungen als effektives Instrument zur Unternehmenssicherunggenutzt werden können. Durch die Kombination aus Stiftung,
SE-Struktur und Partnerschaftsmodell wird eine nachhaltige Unternehmensführung sichergestellt. Diese Konstruktion ermöglicht eine langfristige strategische Planung,
schützt das Unternehmen vor Fremdeinfluss und bewahrt die ursprünglichen Werte der Gründer.
Das Modell zeigt zudem, dass eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge nicht nur eine Frage der rechtlichen oder steuerlichen Gestaltung ist, sondern vor allem der Erhaltung der Unternehmenskultur.
Unternehmer, die sich frühzeitig mit ihrer Nachfolgestrategie auseinandersetzen, können mit einer Familienstiftung nicht nur steuerliche Risiken minimieren, sondern auch eine stabile
und zukunftssichere Eigentümerstruktur schaffen.
Damit ist das Beispiel Flossbach von Storch nicht nur ein Einzelfall, sondern ein Modell, das als Vorbild für viele familiengeführte Unternehmen mit langfristiger Perspektive dienen kann. Ich
berate mit meiner mehr als zwölfjährigen Erfahrung Unternehmer und deren Familien bei der Errichtung solcher individueller Stiftungsstrukturen.