
Die Implementierung einer effektiven Family Governance in unternehmensverbundenen Stiftungen ist essenziell für den langfristigen Erfolg stiftungsverbundener Familienunternehmen. Sie sorgt dafür, dass Entscheidungsprozesse transparent bleiben, Konflikte reduziert und generationsübergreifende Werte bewahrt werden. Governance-Strukturen müssen dabei individuell auf die Bedürfnisse der jeweiligen Familie zugeschnitten sein.
Der zweite Artikel unserer Serie beleuchtet praxisnahe Modelle, zentrale Bausteine sowie rechtliche und soziokulturelle Aspekte, die bei der Strukturierung und Implementierung einer Family Governance in Stiftungen berücksichtigt werden sollten. Er zeigt, warum erfolgreiche Unternehmen nicht nur wirtschaftliche, sondern auch familiendynamische und rechtliche Rahmenbedingungen in ihre Governance einbinden müssen, um langfristig stabil zu bleiben.
Erfolgreiche Familienunternehmen zeichnen sich durch individuell angepasste Governance-Strukturen aus. Transparente Entscheidungsprozesse, eine professionelle Führungskultur
und eine starke Werteorientierung sind zentrale Erfolgsfaktoren. Beispielsweise nutzen viele Unternehmen Governance-Gremien zur strategischen Ausrichtung und Entscheidungsfindung.
Le Breton-Miller und Miller (2018) diskutieren, dass eine klare Familienstrategie und definierte Rollen innerhalb der Familie die Unternehmensleistung positiv beeinflussen können. Sie betonen,
dass Familien als Unternehmer über das einzelne Unternehmen hinaus agieren und somit maßgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung beitragen. Besonders in Krisenzeiten zeigt sich der Wert einer
stabilen Governance-Struktur, da sie dazu beiträgt, schnelle und koordinierte Entscheidungen zu treffen, um das Unternehmen auf Kurs zu halten. Unternehmen, die keine definierten
Governance-Modelle haben, laufen Gefahr, dass interne Konflikte zu wirtschaftlichen Unsicherheiten führen.
Bausteine einer funktionierenden Family Governance in unternehmensverbundenen Stiftungen
Eine effektive Family Governance umfasst verschiedene Elemente wie Familienverfassungen, Beiräte und Mechanismen zur Streitbeilegung. Die Balance zwischen Kontrolle und unternehmerischer Freiheit stellt dabei eine zentrale Herausforderung dar.
Gut strukturierte unternehmensverbundene Stiftungen weisen langfristig eine höhere Unternehmensstabilität und eine geringere Konfliktrate auf. Materialien der Universität Witten/Herdecke betonen
die Bedeutung klar definierter Entscheidungsstrukturen und regelmäßiger Kommunikation innerhalb der Familie, um Stabilität und Zusammenhalt zu fördern.
Ein wichtiger Baustein dabei ist die Familienverfassung, die festlegt, welche Rechte und Pflichten die einzelnen Mitglieder haben und wie strategische Entscheidungen getroffen werden.
Ebenso sind unabhängige Beiräte ein Instrument, um objektive und professionelle Meinungen in die Governance einzubringen und emotionale Familienkonflikte zu entschärfen. Letztlich sind Streitbeilegungsverfahren unerlässlich, da Uneinigkeiten innerhalb der Familie, wenn sie nicht rechtzeitig geklärt werden, die Handlungsfähigkeit der Stiftung gefährden können.
Rechtliche und strategische Implementierung einer Governance-Struktur
Juristische Aspekte, insbesondere im Stiftungs- und Steuerrecht, beeinflussen die Implementierung von Governance-Strukturen maßgeblich. Die Stiftungssatzung sollte explizit Nachfolgeregelungen, Stimmrechte und Kontrollmechanismen definieren, um potenzielle Streitigkeiten zu minimieren. Achleitner et al. (2018) heben hervor, dass eine sorgfältige rechtliche Gestaltung der Governance-Struktur essenziell ist, um sowohl den Fortbestand des Unternehmens als auch den Familienfrieden zu sichern.
Dabei ist zu beachten, dass steuerliche und rechtliche Rahmenbedingungen je nach Land unterschiedlich sind, was bei internationalen Familienunternehmen eine komplexe Herausforderung darstellen
kann. Eine vertragliche Festlegung von Entscheidungsprozessen hilft nicht nur, juristische Streitigkeiten zu vermeiden, sondern stellt auch sicher, dass die Stiftung im Sinne ihrer ursprünglichen
Werte fortgeführt wird. Eine langfristige strategische Planung der Governance-Architektur muss daher mit juristischen Experten abgestimmt werden, um ungewollte Konsequenzen zu vermeiden und alle
Eventualitäten zu berücksichtigen.
Soziokulturelle und psychologische Aspekte der Implementierung
Familieninterne Dynamiken spielen eine entscheidende Rolle für den Erfolg von Governance-Strukturen. Generationenkonflikte und unterschiedliche Wertvorstellungen können Spannungen erzeugen.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass die frühzeitige Einbindung aller Familienmitglieder und der Einsatz professioneller Mediatoren entscheidend für eine nachhaltige Governance sind.
Materialien der Universität Witten/Herdecke unterstreichen die Bedeutung eines offenen Dialogs und der Berücksichtigung soziokultureller Faktoren bei der Implementierung von
Governance-Strukturen.
Neben strukturellen und juristischen Regelungen ist die menschliche Komponente nicht zu unterschätzen: Unterschiedliche Generationen haben oft verschiedene Vorstellungen darüber, wie das
Unternehmen geführt werden sollte und welche Werte für die Familie von Bedeutung sind. Ohne eine aktive Einbindung aller Beteiligten kann dies zu Spannungen führen, die die Governance-Struktur
gefährden. Moderne Family-Governance-Konzepte setzen daher verstärkt auf regelmäßige Familienkonferenzen und Mediation, um diese Spannungen frühzeitig zu identifizieren und zu lösen. Darüber
hinaus hilft eine transparente Kommunikationsstrategie dabei, eine vertrauensvolle und kooperative Kultur innerhalb der Familie zu schaffen, die sich positiv auf das Unternehmen auswirkt.
Fazit
Die Strukturierung und Implementierung einer effektiven Family Governance in unternehmensverbundenen Stiftungen erfordert eine ganzheitliche Betrachtung von organisatorischen, rechtlichen und
soziokulturellen Aspekten. Individuell angepasste Modelle und Best Practices, kombiniert mit klar definierten rechtlichen Rahmenbedingungen und der Berücksichtigung familiendynamischer Faktoren,
tragen maßgeblich zum langfristigen Erfolg von Familienunternehmen bei.
Ein langfristig tragfähiges Governance-Modell muss neben wirtschaftlicher Effizienz auch Stabilität innerhalb der Familie sichern
und generationsübergreifende Werte erhalten. Unternehmen, die ihre Family Governance frühzeitig und professionell aufbauen, profitieren von einer höheren Stabilität und
einer stärkeren Resilienz gegenüber Herausforderungen. Die kontinuierliche Überprüfung und Anpassung der Governance-Modelle ist essenziell, um mit den sich wandelnden gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Anforderungen Schritt zu halten.
Literaturverzeichnis
Achleitner, A.-K., Block, J., & Kaserer, C. (2018): Family Firm Governance: Rechtliche, finanzielle und strategische Aspekte. Springer Gabler.
Le Breton-Miller, I., & Miller, D. (2018): Beyond the Firm: Business Families as Entrepreneurs. In: Entrepreneurship Theory and Practice 42(4), S. 527—536.
Universität Witten/Herdecke (2023): Modulhandbuch Management von Familienunternehmen. Link Abgerufen am 12.03.2025.