VON MANUELA SCHEUBEL und MATTHIAS BATZ
(TRUFFLE ART ADVISORY)
In vielen vermögenden Familien zählt Kunst zu den wichtigen Assets in der Vermögensverwaltung, das zusätzlich einen hohen emotionalen Wert besitzt. Daher kommt dem transgenerationalen Schutz von Kunstwerken besondere Bedeutung zu. Die Familienstiftung kann dazu dienen, Sammlungen zusammenzuhalten und langfristig zu entwickeln.
Die Beschäftigung mit Kunst ist für viele Menschen mehr als nur ein interessantes Hobby. Sie befassen sich mit verschiedenen Epochen und Stilen, lernen Künstlerinnen und Künstler kennen und fördern beispielsweise durch Museums- und Galeriebesuche die kulturelle Vielfalt. Kunst stellt Verbindungen zwischen Menschen her, kann Gesellschaften prägen und steht häufig auch für einen besonderen Geschmack und Intellekt. Kurzum: Kunst begeistert die Menschen seit Jahrtausenden und tritt bereits seit der Altsteinzeit in Erscheinung. Es existiert heute kaum ein Haushalt oder Unternehmen, in dem keine Kunst vorhanden ist. Und seit Jahrhunderten ist Kunst auch ein beliebtes Anlageobjekt. Kaufleute und Adlige drückten damit ihren Wohlstand aus und repräsentierten ihre Stellung nach außen. Und spätestens seit dem 17. Jahrhundert sind Kunst-Investments in der bürgerlichen Gesellschaft Zeichen für guten Geschmack: Kunst zu besitzen war nicht nur Ausdruck von Reichtum und Stolz, sondern eben immer auch Zeichen von Kultiviertheit und hoher Bildung.
Unsere Gastautor*innen Manuela Scheubel und Matthias Batz sind Gründer und Geschäftsführer von Truffle Art Advisory,
einer auf Art Consulting und Art Asset Management spezialisierten Managementberatung aus Frankfurt am Main.
Gemälde und Co. sind auf Werterhalt und behutsame Wertentwicklung ausgerichtet
Sogenannte Art Investments sind daher als Kapitalsicherung für erfolgreiche Anleger mittlerweile etabliert. Wertstabilität und weitgehende Unabhängigkeit von den Kapitalmärkten sind natürliche und wesentliche Faktoren eines Kunst-Investments. Dadurch ist Kunst dazu geeignet, ein Anlageportfolio um einen wertstabilen, unkorrelierten Anteil zu erweitern. Kunst ist somit auch eine Wertanlage mit einem langfristigen Charakter. Vermögensschutz ist das Stichwort für viele wohlhabende Familien: Sie sehen Gemälde, Plastiken, Stiche und mehr als eigene Asset-Klasse, die auf Werterhalt und behutsame Wertentwicklung ausgerichtet ist. Der Handel damit zu Renditezwecken ist nicht die Regel. Ein bekanntes Beispiel ist das Fürstenhaus zu Liechtenstein, das einem aktuellen Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ zufolge über Kunstvermögen in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro verfügt – das aber natürlich als illiquides Vermögen angesehen wird.
Leidenschaft für Kunst und das Sammeln stehen im Vordergrund
Das wird gerade von vermögenden Familien gerne genutzt. Das insgesamt in Kunst angelegte Vermögen lag laut dem „7. Deloitte Art & Finance Report 2021“ im Jahr 2020 bei rund 1,5 Billionen US-Dollar, und das internationale Auktionshaus Christie‘s berichtete kürzlich einen Rekordumsatz von 7,1 Milliarden Dollar für das Jahr 2021. Das sind 54 Prozent mehr als 2020 und 22 Prozent mehr als 2019, also vor der Covid-Krise. Rivale Sotheby‘s vermeldete einen Jahresumsatz von 7,3 Milliarden Dollar. Das bedeutet: Der Auktionsmarkt als wichtiger Indikator im Kunstmarkt boomt.
Dazu kommt: Zwar stünden laut „7. Art & Finance Reports 2021“ von Deloitte und ArtTactic für die meisten Anleger noch immer emotionale Gründe, wie die Leidenschaft für Kunst und das Sammeln, im Vordergrund. Sie seien aber zunehmend auch durch finanzielle Aspekte motiviert, und mehr als zwei Drittel betrachteten Kunst als festen Teil ihrer Investment-Strategie. Nach Schätzungen des Berichts dürfte sich der Gesamtmarkt für ausstehende Kredite für Kunstwerke im Jahr 2021 zwischen 24 und 28,2 Milliarden US-Dollar bewegen, was einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 10,7 Prozent entspricht.
Kunst ist somit für viele Familien eine sinnstiftende Investition, gewährleistet einen generationsübergreifenden Werterhalt und ist eine globale Währung in einer Zeit, in der klassische Bargeldtransaktionen sowie Gold als typische Alternative politisch zunehmend reguliert werden. Zudem ermöglicht Kunst eine hohe Mobilität und eine globale Vermögensstreuung in direkt handelbare Sachwerte. Durch die hohe Exklusivität der Asset-Klasse Kunst ist die Veräußerung von Gegenständen in der Regel unproblematisch möglich. Das weltweite Vermögen wächst, sodass Vermögende wachsendes Interesse an Kunst und den damit einhergehenden Vorteilen haben.
Kunst bei bestimmten Voraussetzungen erbschaft- und schenkungsteuerfrei
Das zeigt auch eine andere Zahl. Laut dem Art Basel & UBS Report „The Art Market 2022“ zeigte eine in zehn Märkten von Arts Economics und UBS Investor Watch durchgeführte Befragung von 2.339 vermögenden Sammlern, dass deren Kunstausgaben im Jahr 2021 erheblich gestiegen sind. Das gelte auch als Beleg für den Erhalt der Stärke des Kunstmarktes während der Pandemie. Der Mittelwert der Ausgaben für Kunst und Antiquitäten stieg von 72.000 US-Dollar im Jahr 2019 auf 126.000 US-Dollar im Jahr 2020, bevor sie sich 2021 auf 274.000 US-Dollar mehr als verdoppelten.
Zugleich bietet Kunst Steuervorteile. Gewinne sind nach einem Jahr steuerfrei, und der Gesetzgeber stellt Kunstgegenstände unter bestimmten Voraussetzungen von der Erbschaft- und Schenkungsteuer frei. Vollständige Steuerfreiheit wird gewährt (§ 13 Abs. 1 Nr. 2 b) ErbStG), wenn der Steuerpflichtige bereit ist, die Gegenstände den geltenden Bestimmungen der Denkmalpflege zu unterstellen, die Gegenstände sich seit mindestens 20 Jahren in Familienbesitz befinden oder in ein Verzeichnis national wertvollen Kulturgutes nach den Vorschriften des Kulturgutschutzgesetzes eingetragen sind.
Individuelle Strategie für den Aufbau einer Kunstsammlung entwickeln
Nun stellen sich zwei wichtige Fragen. Zum einen, wie Vermögende überhaupt strategisch und zukunftsorientiert in Kunst investieren. Und zum anderen, wie können Kunst-Vermögenswerte dauerhaft in der Familie als festes Asset erhalten werden.
Die Antwort auf die erste Frage ist die leichtere. Ein Kunst-Portfolio sollte abgestimmt auf die persönlichen Ziele des Vermögensinhabers aufgebaut werden. Dabei geht es um das zur Verfügung stehende Budget, die Einbindung in die Anlagestrategie und auch den individuellen Geschmack. Denn schließlich kann und darf Kunst auch gefallen. Über Galerien, Kunsthändler, Auktionen und auch über Privatverkäufe im Rahmen sogenannter Private Sales können Anlegerinnen und Anleger in alle Formen von Kunst über alle Epochen hinweg investieren. Somit lässt sich eine sehr individuelle Strategie für den Aufbau eines Kunst-Portfolios beziehungsweise einer Kunstsammlung entwickeln – wenn die Anlage professionell begleitet wird. Spezialisierte Beraterinnen und Berater kennen den internationalen Kunstmarkt, können Gegenstände professionell bewerten und Chancen für Käufe und Verkäufe eröffnen. Das verhindert den planlosen Erwerb von willkürlichen Gegenständen und die Zahlung überhöhter Preise.
Familienstiftung zur Art Asset Protection nutzen
Die Frage nach der idealen Weitergabe von Kunst in der Familie ist wesentlich komplexer. Denn Nachfolgern fällt es oft schwer, zwischen dem Fortführen der Handschrift des Vorgängers und eigenen Vorstellungen eine produktive Balance zu finden. Und vielleicht hat die Nachfolgegeneration generell kein Interesse an Kunst und würde die Assets am liebsten liquidieren? Um allen diesen Aspekten Rechnung zu tragen, braucht es eine tragfähige Strategie, um mögliche Konflikt zu lösen und die Kunstsammlung, die häufig auch mit vielfältigen Emotionen verbunden ist, abgesichert in die Zukunft zu führen.
Dabei spielt die Familienstiftung eine gewichtige Rolle zur Lösung der Problematik. Truffle Art Advisory berät Familien gemeinsam mit den UnternehmerKompositionen, wenn Kunst in eine Familienstiftung eingebracht werden soll. Zum einen ist der Prozess der Gründung einer Stiftung sehr gut dazu geeignet, die sozialen Beziehungen in der Familie zu klären und langfristig zu definieren. Dazu gehört auch der Umgang mit der Kunst als familiäres Asset. Und auf der anderen Seite sichert sie die Kontinuität in der Führung von Vermögensgegenständen. Schließlich können Stifterinnen und Stifter in der Satzung genau den Umgang mit den in die Stiftung eingebrachten Kunstvermögenswerten festlegen. Die Bandbreite der Möglichkeiten ist groß und kann beispielsweise die Unveräußerlichkeit bestimmter Vermögensgegenstände umfassen.
Die Verbindung von Kunst und Familienstiftung kann also eine schlagkräftige und zukunftsorientierte Strategie darstellen. Die Familienstiftung schafft einen sinnvollen Rahmen für den Erhalt einer Kunstsammlung und deren kontinuierliche Weiterentwicklung. Kunstinvestorinnen und -investoren sollten also diese Struktur zur Art Asset Protection durchdenken und für die strategische Zukunftsgestaltung nutzen.