Die Würth-Gruppe, Weltmarktführer in der Befestigungs- und Montagetechnik, hat seit 1987 das Firmenvermögen in eine sorgfältig konzipierte Stiftungsstruktur eingebracht. Diese Struktur besteht aus mehreren Familienstiftungen, die darauf abzielen, die langfristige Unabhängigkeit und den Erhalt des Unternehmens zu sichern. Laut Reinhold Würth, dem Gründer, war die Stiftungsstruktur eine strategische Entscheidung, um wirtschaftliche Flexibilität zu bewahren und externe Einflüsse zu minimieren Interview mit Reinhold Würth.
Die Familienstiftungen ermöglichen es der Würth-Gruppe, weiterhin im Familienbesitz zu bleiben, während die Erben keinen direkten Eigentumsanspruch an den Unternehmensanteilen haben. Bettina Würth, die heute eine zentrale Rolle innerhalb der Stiftungen einnimmt, erklärt, dass die Stiftung sicherstellt, dass die Familie weiterhin in die strategische Ausrichtung des Unternehmens eingebunden bleibt Nicht ohne meine Familie: Der Inhaberstrategieprozess.
Die Stiftungsstruktur der Würth-Gruppe ist so gestaltet, dass sie eine hohe Autonomie und Flexibilität bewahrt. Diese Struktur ermöglicht es dem Unternehmen, sich an wirtschaftliche Entwicklungen anzupassen, ohne die Unabhängigkeit zu verlieren. Laut einer Analyse zu Stiftungsunternehmen in Deutschland bietet diese Struktur Unternehmen wie der Würth-Gruppe einen erheblichen Vorteil hinsichtlich Stabilität und unternehmerischer Freiheit Stiftungsunternehmen in Deutschland.
Wichtigste Merkmale der Würth-Stiftungsstruktur:
Neben den Familienstiftungen betreibt die Würth-Gruppe auch eine gemeinnützige Stiftung, die sich im sozialen und kulturellen Bereich engagiert. Diese Stiftung, gegründet von Reinhold Würth, unterstützt Projekte in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Kunst, wie beispielsweise die Förderung der Pankreaskrebs-Forschung mit 50 Millionen Euro. Die Rolle von gemeinnützigen Stiftungen als Mittel zur gesellschaftlichen Verantwortung ist für viele Familienunternehmen von wachsender Bedeutung Die Stiftung als Nachfolgeinstrument für Familienunternehmen.
Die Stiftungsstruktur der Würth-Gruppe vereint die Vorteile von Familienstiftungen – Kontinuität und Unabhängigkeit – mit der Flexibilität, sich an veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen anzupassen. Sie zeigt, wie durchdachte Unternehmensnachfolgeregelungen langfristige Stabilität und eine enge Verbindung zur Gründerfamilie sichern können.
Günther Fielmann, Gründer der Fielmann AG, schuf die Fielmann-Familienstiftung, um die Zukunft seines Unternehmens zu sichern. Diese Familienstiftung, die als Hauptaktionär fungiert, gewährleistet die Unternehmensnachfolge und die langfristige Stabilität der Unternehmensführung.
Laut Berichten kontrolliert die Familie Fielmann über die Korva SE, die Familienstiftung und direkte Aktienbeteiligungen 72,91 % der Aktien der Fielmann AG. Diese Struktur sichert der Fielmann-Familie weiterhin die Kontrolle über das Unternehmen und gewährleistet eine stabile Führung Business Insider Bericht. Die Familienstiftung ist zugleich Hauptgesellschafterin einer Holdinggesellschaft, die den Aktienanteil bündelt und das Unternehmen vor Übernahmen schützt.
Wichtigste Merkmale der Fielmann-Stiftungsstruktur:
Die Stiftung übernimmt zudem soziale und ökologische Verantwortung und fördert hohe ethische Standards. Dies spiegelt die Werte des Unternehmens und des Gründers wider, der stets darauf bedacht war, unternehmerische Stabilität mit sozialem Engagement zu verbinden. In Familienunternehmen wie der Fielmann AG ist die Verbindung zwischen wirtschaftlicher Stabilität und ethischen Grundsätzen besonders stark ausgeprägt
Die Fielmann-Familienstiftung ist ein Beispiel für eine durchdachte und stabile Unternehmensstruktur, die sowohl die Kontrolle durch die Gründerfamilie als auch die Unabhängigkeit des Unternehmens langfristig sichert. Sie zeigt, wie Familienstiftungen nicht nur als Instrument der Unternehmensnachfolge, sondern auch als Mittel zur Bewahrung von Unternehmenswerten und zur sozialen Verantwortung eingesetzt werden können.
Heinz Hermann Thiele, einer der bekanntesten Unternehmer in Deutschland, sicherte die Zukunft seiner Unternehmensbeteiligungen an Knorr-Bremse und Vossloh durch die Gründung der Thiele-Familienstiftung. Diese Stiftung dient als Instrument zur langfristigen Sicherung der Unternehmensnachfolge und soll gewährleisten, dass die Familie Thiele auch nach seinem Tod die Kontrolle über diese Unternehmen behält.
Nach Thieles Tod wurden 59 % der Anteile an Knorr-Bremse und 50,1 % der Anteile an Vossloh in die Familienstiftung eingebracht. Diese Struktur schützt die Unternehmen nicht nur vor externen Einflüssen, sondern sorgt auch dafür, dass die Werte und Visionen von Heinz Hermann Thiele weitergetragen werden. Familienstiftungen bieten in diesem Zusammenhang eine Möglichkeit, Vermögen und unternehmerischen Einfluss innerhalb der Familie zu erhalten und dabei das Unternehmen vor Übernahmen zu bewahren
Wesentliche Merkmale der Thiele-Familienstiftung:
Die Thiele-Familienstiftung stellt sicher, dass Knorr-Bremse und Vossloh auch nach dem Tod von Heinz Hermann Thiele langfristig unter der Kontrolle der Familie bleiben. Diese Stiftungsstruktur schützt die Unternehmen vor externen Übernahmen und sichert eine stabile, familiär geprägte Unternehmensführung. Darüber hinaus wird das Vermögen verwaltet und die strategische Ausrichtung in Übereinstimmung mit den Werten von Thiele fortgeführt, wodurch eine nachhaltige und wertebasierte Führung ermöglicht wird.
Aldi Nord ist in drei Familienstiftungen organisiert: die Jakobus-Stiftung, die Lukas-Stiftung und die Markus-Stiftung. Diese Stiftungen wurden von Theo Albrecht und seinen Nachkommen eingerichtet, um die langfristige Unabhängigkeit des Unternehmens zu sichern. Sie sind so strukturiert, dass jede Stiftung von unterschiedlichen Familienstämmen kontrolliert wird. Diese Aufteilung führte jedoch über die Jahre zu internen Konflikten, insbesondere innerhalb der Jakobus-Stiftung, da Uneinigkeit über die Machtverteilung zwischen den Familienstämmen herrschte.
Im Jahr 2023 wurde die Aldi Nord Holding GmbH & Co. KG gegründet, um diese Konflikte zu entschärfen und die Entscheidungsprozesse zu zentralisieren. Diese Holding bündelt die Aktivitäten und Entscheidungsprozesse der drei Stiftungen und teilt die Kontrolle gleichmäßig zwischen den Familienstämmen auf. Dabei spielt die Markus-Stiftung, mit einem Anteil von 61 %, eine besonders wichtige Rolle und hat erheblichen Einfluss auf die Unternehmensleitung und -strategie.
Die Umstrukturierung in eine Holding-Struktur ermöglicht es Aldi Nord, seine nationalen und internationalen Aktivitäten effizienter zu steuern und gleichzeitig interne Streitigkeiten zu reduzieren. Diese neue Struktur erlaubt es den Stiftungen, den Einfluss der beiden Familienstämme zu wahren, während Managementprozesse eingeführt wurden, die eine einheitlichere Unternehmensführung und -strategie gewährleisten.
Im Gegensatz zu Aldi Nord gab es bei Aldi Süd keine vergleichbaren internen Konflikte. Hier steht die Siepmann-Stiftung im Zentrum der Unternehmensstruktur, die von Karl Albrecht im Jahr 1973 gegründet wurde. Diese Stiftung wurde geschaffen, um die langfristige Kontrolle über Aldi Süd zu sichern und die Unabhängigkeit des Unternehmens zu bewahren.
Die Siepmann-Stiftung verwaltet das Vermögen des Unternehmens und sorgt dafür, dass die Familie Albrecht weiterhin die Kontrolle behält und externe Einflussnahmen vermieden werden Friedrichs & Winkelmann-Fietz, 2020.
Diese klare und stabile Stiftungsstruktur ermöglichte es Aldi Süd, sich kontinuierlich und ohne größere interne Konflikte weiterzuentwickeln. Anders als bei Aldi Nord gibt es bei Aldi Süd keine Anzeichen von Auseinandersetzungen zwischen Familienstämmen. Diese stabilere Struktur hat dazu beigetragen, dass Aldi Süd sich auf seine strategischen und gemeinnützigen Ziele konzentrieren konnte, ohne von internen Streitigkeiten abgelenkt zu werden.
Beide Unternehmensgruppen nutzen Stiftungen als Mittel zur Unternehmensnachfolge und zur Wahrung der Unabhängigkeit. Dadurch wird sichergestellt, dass die Unternehmenswerte bewahrt und externe Einflussnahmen verhindert werden. Ein wesentlicher Unterschied liegt jedoch in der Struktur und den internen Dynamiken der beiden Unternehmen:
Die Familienstiftungen bei Aldi Nord und Aldi Süd demonstrieren die verschiedenen Ansätze zur Sicherung der Unternehmensnachfolge und zur Bewahrung der Unabhängigkeit. Während Aldi Nord durch eine komplexe und konfliktbehaftete Struktur herausgefordert wurde und daher eine Holding-Struktur etablierte, um die Führung zu konsolidieren, hat Aldi Süd eine klare und stabile Stiftungsstruktur beibehalten, die auf langfristige Stabilität und Kontinuität abzielt. Beide Unternehmen zeigen, wie Familienstiftungen dazu beitragen können, die Kontrolle in Familienhand zu halten und die Unternehmenswerte über Generationen hinweg zu sichern.
Bofrost, das führende Unternehmen für Tiefkühl-Heimservice in Europa, wurde von Josef Boquoi gegründet und folgt dem Modell einer unternehmensverbundenen Familienstiftung. Diese Struktur wurde eingeführt, um die langfristige Unabhängigkeit und Stabilität des Unternehmens zu sichern. Mit der Entscheidung, Bofrost frühzeitig in eine Familienstiftung zu überführen, setzte Boquoi auf ein Modell, das sicherstellt, dass das Unternehmen über Generationen hinweg in Familienhand bleibt und die unternehmerischen Werte gewahrt werden.
Die Bofrost-Familienstiftung wurde mit dem Ziel gegründet, den Generationswechsel innerhalb der Unternehmensführung reibungslos zu gestalten und die Unternehmensnachfolge langfristig abzusichern. Durch die Stiftung bleibt Bofrost dauerhaft in der Hand der Familie Boquoi, was es ermöglicht, externe Einflussnahmen und potenzielle Erbstreitigkeiten zu vermeiden. Die Sicherung der langfristigen Kontrolle durch die Familie ist ein zentrales Anliegen dieser Stiftungsstruktur und entspricht den Prinzipien vieler Familienstiftungen, die die Kontinuität und Unabhängigkeit von Familienunternehmen sicherstellen.
Bis 2013 leitete Josef Boquoi die Familienstiftung selbst. Danach übernahmen seine Kinder, Jean Michael und Petra Boquoi, die Vertretung der Familie. Der Stiftungsvorstand setzt sich nicht nur aus Familienmitgliedern zusammen, sondern wird auch durch drei externe Mitglieder ergänzt, darunter der ehemalige NRW-Finanzminister Helmut Linssen. Diese Mischung aus familiärer und externer Expertise sorgt für eine ausgewogene Führung der Stiftung und des Unternehmens. Externe Experten tragen dazu bei, dass die Stiftung eine objektive Perspektive auf wichtige Entscheidungen hat und sich nicht allein auf die Interessen der Familie konzentriert.
Die Stiftung schützt Bofrost vor der Zersplitterung der Eigentumsverhältnisse und sichert die zentrale Unternehmensstrategie, unabhängig von familiären Erbstreitigkeiten. Damit wird das Unternehmen nicht nur vor potenziellen internen Konflikten geschützt, sondern bleibt auch vor äußeren Einflussnahmen bewahrt.
Die Bofrost-Familienstiftung dient als Schutzschild für das Unternehmen, um die Stabilität und Kontinuität der Unternehmensführung zu wahren. Diese Struktur gewährleistet, dass Bofrost auch in zukünftigen Generationen von der Familie geführt wird, ohne dass die Gefahr besteht, dass externe Investoren Einfluss auf die Unternehmensstrategie nehmen könnten. Die Familienstiftung sichert die Werte des Gründers und sorgt dafür, dass das Unternehmen langfristig die unternehmerischen Prinzipien und das Leitbild von Josef Boquoi fortführt.
Durch die Bündelung des Vermögens und der Entscheidungsbefugnisse innerhalb der Stiftung wird die Zersplitterung der Eigentumsverhältnisse verhindert, wie sie in vielen Familienunternehmen im Zuge von Erbschaften auftreten kann. Die Stiftung bietet eine klare Regelung der Nachfolge und trägt dazu bei, dass Bofrost seine Marktposition und strategischen Ziele unabhängig von individuellen Interessen einzelner Familienmitglieder verfolgen kann. Dieses Modell entspricht den in Deutschland verbreiteten Prinzipien von Familienstiftungen, die in vielen Fällen eine ideale Lösung für Familienunternehmen darstellen, um Stabilität und langfristige Kontrolle zu gewährleisten.
Die Bofrost-Familienstiftung ist ein klassisches Beispiel für die Nachfolgeregelung in Familienunternehmen. Sie bietet nicht nur Schutz vor externen Einflüssen und potenziellen Erbstreitigkeiten, sondern gewährleistet auch, dass das Unternehmen langfristig die Werte des Gründers bewahrt. Durch die Familienstiftung bleibt Bofrost in den Händen der Familie Boquoi und kann seine unternehmerische Mission und Marktstrategie über Generationen hinweg fortführen.
Diese Beispiele zeigen eindrucksvoll, dass die unternehmensverbundene Familienstiftung nicht nur eine Lösung für die Unternehmensnachfolge ist, sondern auch die Flexibilität und Kontrolle bietet, die Unternehmer brauchen, um ihr Lebenswerk zu sichern und ihre unternehmerischen Visionen langfristig zu bewahren.
Unternehmer wie Thiele, Fielmann und Albrecht haben die Vorteile dieses Modells erkannt und dadurch nicht nur ihren Erfolg, sondern auch die Stabilität und Zukunft ihrer Unternehmen gesichert.
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Rechtsanwalt und Steuerberater Thorsten Klinkner führt die Rechtsanwalts- und Steuerberatungsgesellschaft Unternehmerkompositionen GmbH. Er ist auf die Gestaltung von nationalen und internationalen Stiftungs-Strukturen spezialisiert und hat bereits über 140 Gründungsprojekte erfolgreich begleitet.