VON JENS FRÖHLICH, CEP/CFEP® und
BERNHARD MÖLDER. CFP®
Finanzplanung stellt im unternehmerischen Umfeld eine wertvolle Unterstützung zur Geschäftsführung dar und ist entsprechend häufig vorzufinden. Im privaten Kontext findet sich in Deutschland eine ganzheitliche, strukturierte und generationenübergreifende Finanzplanung zur Steuerung von Liquidität und Vermögen hingegen eher selten. Sehr viel bekannter ist die Finanz- und Anlageberatung. Diese beschäftigt sich im Schwerpunkt jedoch mit der Investition von liquidem Vermögen und verfolgt unserer Erfahrung nach selten einen ganzheitlichen Ansatz. Anders verhält sich das im angelsächsischen Raum: Hier sind „Financial Planning“ und „Estate Planning“ bei vermögenden Privatpersonen und Familien wohlbekannt, und haben ihren festen Platz in der Beratung und bei der Entscheidungsfindung.
Was verbirgt sich nun konkret hinter einer solchen Finanz- und Nachfolgeplanung?
Unsere Gastautoren sind die Gesellschafter-Geschäftsführer der Fröhlich Mölder & Kollegen GmbH mit Sitz in Eisingen, Baden-Württemberg. Als unabhängige, zertifizierte Finanz- und Nachfolgeplaner entwickeln sie ganzheitliche Planungskonzepte für vermögende Privatpersonen im gesamten Bundesgebiet und begleiten diese mit ausgewählten Family Office-Dienstleistungen.
Finanzplanung
Am Anfang einer Finanzplanung steht die vollumfängliche Aufnahme der persönlichen Situation sowie aller Vermögenswerte, Verbindlichkeiten und zu erwartender Zahlungsströme. Es folgt die Aufstellung der privaten Vermögensbilanz und deren Fortschreibung in die Zukunft. Hierdurch können strukturelle Zusammenhänge über alle Werte und Verbindlichkeiten hinweg erkannt und sich hieraus ergebende Risiken aufgedeckt werden. Die vollständige Ermittlung und übersichtliche Abbildung künftiger Einnahmen und Ausgaben zeigt auf, ob der Lebensstandard und die finanzielle Versorgung dauerhaft gesichert sind. Auf einen Blick ist zu erkennen, ob und wann hierfür Vermögensumschichtungen vorgenommen werden müssen, bzw. in welcher Höhe mit Liquiditätsüberschüssen oder -unterdeckungen gerechnet werden kann.
Im Fokus einer Finanzplanung steht somit die Betrachtung der Versorgungssituation. Und dies aus gutem Grund: Immer wieder stellen wir fest, dass hierzu im privaten Bereich nur selten konkrete und langfristige Berechnungen stattfinden. Häufig wird mit Blick auf das vorhandene Vermögen oder die Altersversorgung angenommen, dass auch künftig finanzielle Mittel in ausreichender Höhe vorhanden sein werden. Dies gilt gleichlautend für Risikofälle wie Berufsunfähigkeit, Pflege oder Tod – sofern hierzu überhaupt entsprechende Risikoabsicherungen bestehen. Zeigt sich in der Realität, dass die vorhandenen Mittel nicht ausreichen, ist es für Anpassungen oft zu spät. Eine rechtzeitige und umfassende Analyse unterschiedlicher Szenarien ist daher sehr wichtig.
Die Betrachtung der langfristigen finanziellen Versorgung stellt nur eine Facette der Finanzplanung dar. Auch wenn es zu einem hohen Vermögenszufluss kommt, sollten die hierdurch zu erwartenden finanziellen Auswirkungen mittels einer Finanzplanung analysiert werden. Beispiele hierfür sind ein Unternehmensverkauf, ein Lotteriegewinn oder eine Erbschaft. Nur so lassen sich belastbare Antworten auf die Fragen finden, welche Ausgaben oder Vorhaben zukünftig aus diesem Vermögen finanziert werden können und welche Form von Vermögensanlagen sich hierfür grundsätzlich eignen. Durch die Simulation unterschiedlicher Entscheidungen kann transparent gemacht werden, wie sich die Umsetzung einer oder mehrerer Investitionsmöglichkeiten auf die künftige Entwicklung von Liquidität und Vermögen voraussichtlich auswirken wird. Die Finanzplanung schafft somit eine fundierte Entscheidungsgrundlage für anschließende Investitionen oder Vermögensumschichtungen.
Steuerplanung
Eine hohe Aussagekraft der Planungsrechnungen und "Szenarioanalysen" wird durch die Ermittlung der individuellen steuerlichen Situation erreicht. Grundlage hierfür ist, dass zu jedem Vermögenswert der Verkehrs- und Steuerwert, die damit verbundenen Einnahmen und Ausgaben sowie deren ertragsteuerliche Behandlung erfasst werden. Werden im Rahmen einer Szenarioanalyse nun einzelne Vermögensbestandteile oder die Höhe von Einnahmen oder Ausgaben verändert, so wird eine sich hieraus ergebende Anpassung der Steuerlasten automatisch berücksichtigt. Mögliche Veränderungen der steuerlichen Gesamtsituation auf die künftige Entwicklung von Finanzen und Vermögen können so einfach erkannt und in anstehende Entscheidungen mit einbezogen werden.
Eine Finanzplanung stellt somit eine geeignete Ausgangslage dar, in enger Begleitung mit einem Steuerberater auch die persönliche steuerliche Situation aktiv und langfristig zu planen.
Nachfolgeplanung
Die individuelle Gestaltung der Vermögensnachfolge, sei es zu Lebzeiten oder von Todes wegen, beschäftigt viele Vermögensinhaberinnen und -inhaber sowie deren Familien. Sehr oft ist zu beobachten, dass neben Überlegungen zur Reduzierung oder Vermeidung von Erbschaftsteuer, der Wille nach einer gerechten und insbesondere geeigneten Vermögensverteilung steht. Zusätzlich soll eine langfristige Versorgung von Angehörigen oder Dritten gewährleistet sein. Leider mangelt es jedoch häufig daran, Überlegungen zur Vermögensnachfolge konkrete Schritte folgen zu lassen. Eine Finanz- und Nachfolgeplanung hilft, diese Überlegungen vertiefen und konkretisieren zu können. In Zusammenarbeit mit Rechts- und Steuerberatern können geeignete Maßnahmen entwickelt und deren Auswirkungen im Rahmen von Simulationsrechnungen aufgezeigt werden.
Eine Finanz- und Nachfolgeplanung bietet durch eine transparente, vernetzte und vollumfängliche Darstellung somit vielfältige Ansatzpunkte zur Gestaltung von Vermögen, Liquidität, Steuern und der Vermögensnachfolge.