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Philanthropie bei Hochvermögenden im Fokus

VON THORSTEN KLINKNER

 

Der legendäre Investor Warren Buffett und Microsoft-Gründer Bill Gates haben mehrere Milliarden US-Dollar an gemeinnützige Stiftungen übertragen. Bei Warren Buffett passiert dies auch mit Blick auf die Vermögensnachfolge. Unternehmer und vermögende Familien können diese Möglichkeiten ebenso nutzen.

 

 

Microsoft-Gründer Bill Gates ist seit vielen Jahren u.a. für seine philanthropischen Aktivitäten bekannt. Die von ihm und seiner Exfrau gegründete Bill & Melinda Gates Stiftung ist mit Einlagen von knapp 50 Milliarden US-Dollar die größte private Stiftung der Welt. Jetzt hat der Milliardär angekündigt, weitere 20 Milliarden US-Dollar an die Stiftung zu überweisen, die nun bis zum Jahr 2026 ihre jährlichen Ausschüttungen auf neun Milliarden Dollar verdoppeln will.

 

Bill Gates schreibt dazu in einem Beitrag: „Die großen Krisen unserer Zeit verlangen von uns allen, mehr zu tun. Mehrere große globale Rückschläge in den vergangenen Jahren haben viele Menschen entmutigt und sie fragen sich, ob die Welt dazu bestimmt ist, noch schlimmer zu werden.“ Die Bill & Melinda Gates Stiftung ist in drei Bereiche gegliedert: Globale Entwicklung, globale Gesundheit und Bildungsprojekte in den USA.

 

Eng mit der Bill & Melinda Gates Stiftung verbunden ist der legendäre Investor Warren Buffett, einer der reichsten Menschen der Welt. Im Januar 2022 betrug sein Vermögen 113 Milliarden US-Dollar. Das Vermögen wird von Forbes aktuell auf rund 97 Milliarden US-Dollar geschätzt. Bislang hat Warren Buffett der Gates-Stiftung 35,7 Milliarden Dollar gespendet, berichtet das „manager magazin“: Da ein Teil der Schenkungen auch aus Berkshire-Aktien bestehe, beliefe sich eingedenk der Kurszuwächse der Wert von Buffetts Schenkungen auf 45 Milliarden US-Dollar.

Stiftung: 56 Milliarden US-Dollar an Bill and Melinda Gates Foundation

Jetzt hat Warren Buffett angekündigt, dass der überwiegende Teil seines Vermögens innerhalb von zehn Jahren nach seinem Tod gespendet werden soll. Angaben des Wall Street Journal zufolge sollen 56 Milliarden der heute 90-Milliarden-US-Dollar schweren Beteiligung an Buffetts Investmentfirma der Bill & Melinda Gates Stiftung gehen. Weitere 17,4 Milliarden US-Dollar sollen an vier Wohltätigkeitsorganisationen innerhalb seiner Familie zugutekommen (unter anderem die Stiftung seiner verstorbenen Frau, die Susan Thompson Buffett Foundation), sodass nicht seine Kinder direkt von dem Großvermögen nach Warren Buffetts Tod profitieren, sondern eben deren gemeinnützige Einrichtungen.

 

Bei „finanzen.net“ heißt es mit Bezug zum „Wall Street Journal“: „Vorausgesetzt, Buffett bleibt seiner Spendenlinie treu und die Berkshire-Aktien performen weiter auf dem gewohnten Niveau, könnten die verbliebenen Anteile von Buffett in einem Jahrzehnt 200 Milliarden US-Dollar wert sein, rechnet das WSJ weiter vor. Damit könnte etwa der Susan Thompson Buffett Foundation im besten Fall ein Betrag von 70 bis 100 Milliarden US-Dollar zufließen.“

 

„The Giving Pledge“ ist eine Bewegung hochvermögender Philanthropen

Warren Buffett hat immer betont, dass er seine Finanzkraft zum Wohle vieler Menschen einsetzen wolle. „Über viele Jahrzehnte habe ich eine fast unfassbare Summe angehäuft, einfach indem ich das tue, was ich gerne tue. Ich habe keine Opfer gebracht, meine Familie auch nicht. Zinseszinsen, eine lange Ausrichtung, wunderbare Mitarbeiter und unser unglaubliches Land haben einfach ihre Magie entfaltet“, sagte der Starinvestor im vergangenen Jahr über seine Spendenmotivation.

 

Bill Gates, Melinda Gates und Warren Buffett haben 2010 die Initiative „The Giving Pledge“ gegründet. „The Giving Pledge“ ist eine Bewegung von Philanthropen, die sich verpflichten, den Großteil ihres Vermögens zu Lebzeiten oder testamentarisch für wohltätige Zwecke zu spenden. Das „Giving Pledge“ ist ein einfaches Konzept: eine offene Einladung an Milliardäre oder solche, die es wären, wenn sie nicht spenden würden, sich öffentlich zu verpflichten, den Großteil ihres Vermögens entweder zu Lebzeiten oder testamentarisch der Philanthropie zukommen zu lassen. Vorbild ist das Beispiel von Millionen von Menschen aller Einkommensschichten, die großzügig spenden.


Bei der Doppelstiftung geht Vermögen auf die Familienstiftung und gemeinnützige Stiftung über

Auch mit kleineren Summen können Unternehmer und vermögende Familien sich philanthropisch betätigen und dabei auch noch Vermögen langfristig strukturieren und schützen. Das gelingt mit Hilfe des deutschen Stiftungsrechts. Die Doppelstiftung beispielsweise verbindet die Vorteile der unternehmensverbundenen Stiftung mit einem gemeinnützigen Ansatz.

 

Die Doppelstiftung wird aus einer Familienstiftung und einer gemeinnützigen Stiftung kombiniert. Die Familienstiftung sichert dabei in der Regel insbesondere die Fortgeltung des Stifterwillens innerhalb des Unternehmens gerade auch hinsichtlich der Unternehmensphilosophie und dem allgemeinen Management und vertritt die vermögensmäßigen Interessen der Familie. Die gemeinnützige Stiftung dient dem sozialen und/oder gesellschaftlichen Engagements der Stifterfamilie.

 

Das Modell funktioniert folgendermaßen: Bei der Doppelstiftung wird das Unternehmen oder das Vermögen teilweise auf eine Familienstiftung und teilweise auf eine gemeinnützige Stiftung übertragen; beide fungieren dabei als sogenannte Beteiligungsträgerstiftungen. Die gemeinnützige Stiftung hält in dieser Konstellation den größeren Anteil am Unternehmen, die Familienstiftung wiederum kontrolliert nur so viele Anteile, wie unmittelbar benötigt werden, um die satzungsgemäßen Zwecke der Familienstiftung zu erfüllen. Diese laufen klassischerweise auf die finanzielle Versorgung der Familie hinaus. Ziel der Familienstiftung ist es, die Absicherung der Familie durch den Erhalt des Unternehmens sicherzustellen.


Gewinnverwendung in der Doppelstiftung: Die Hälfte der Erträge flexibel für die Familie verwenden

Auf eine gemeinnützige Stiftung kann die Vermögenssubstanz ohne gestalterische Maßnahmen schenkungssteuerfrei übertragen werden. Ebenso sind die Erträge der gemeinnützigen Stiftung steuerfrei. Der Stifter kann die Vermögensausstattung in seiner privaten Steuererklärung als Spende steuermindernd gelten machen, bei Spenden in den Vermögensstock der Stiftung (Stammkapital) bis zu einem Betrag von einer Million Euro beziehungsweise bis zu zwei Millionen Euro bei Ehepartnern.

 

Die Gewinnverwendung kann durch den Gesellschaftsvertrag so ausgestaltet werden, dass 50 Prozent der Erträge jeweils in die Familienstiftung und die gemeinnützige Stiftung fließen. Dies ist rechtlich und steuerlich zulässig. Eine derartige Aufteilung der Gewinnverwendung hat den entscheidenden Vorteil, dass die Hälfte der Erträge flexibel für die Familie verwendet werden dürfen. Der gemeinnützige Teil in der Konstellation erhält Geld aus dem Unternehmen, das dann wiederum für die Erreichung der satzungsgemäßen Ziele verwendet wird.

 

Der Vorteil: Der Stifter-Unternehmer entscheidet selbst, was mit dem Geld passiert. Er kann internationale Projekte für Kinder fördern, sich in der Wissenschaft engagieren, sich lokal für pflegebedürftige Menschen einsetzen oder, oder, oder. Der Stifter als Unternehmer kann auch seinen Namen an die von ihm geförderten Projekte koppeln. Damit geht in der Regel ein enormer Imagegewinn einher, der die Reputation langfristig steigert.